Hörgeräte bei Hörverlust: Kosten & Tipps

Das menschliche Ohr ist ein Leben lang, Tag für Tag, großen Belastungen ausgesetzt. Ganz gleich, ob man ins Gespräch vertieft ist, Musik hört oder die Baustelle nebenan lärmt - alle Geräusche vom schönen Vogelgesang bis zum Presslufthammer muss das Ohr aufnehmen und verarbeiten.

In der Regel funktioniert das beim Menschen bis zu einem Alter von 50 bis 60 Jahren sehr gut. Doch dann fällt es dem Ohr immer schwerer, alle Geräusche zu verarbeiten - Altersschwerhörigkeit ist die häufige Folge. Abhilfe leisten modernste Hörgeräte.

Ursachen für Hörverlust Ursachen für Hörverlust

Wenn keine speziellen Erkrankungen vorliegen, wird eine Schwerhörigkeit bei älteren Menschen durch normale Altersvorgänge verursacht. Sinneszellen, Hörnerv und Gehirnbereiche, die für das Hören verantwortlich sind, werden beeinträchtigt und führen bei etwa jedem fünften Senior zu Hörverlusten.

Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) wird zudem durch Herzkreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen, Medikamente, Umweltgifte und Lärmbelastung begünstigt.

Altersschwerhörigkeit kommt schleichend Altersschwerhörigkeit kommt schleichend

14 Millionen Menschen über 50 Jahren sind in Deutschland von der Altersschwerhörigkeit betroffen. Schwerhörigkeit ist im Alter eine verbreitete Volkskrankheit. Doch niemand muss das einfach hinnehmen. Auch wenn die Ursache nur selten bekämpft werden kann, lässt sich mit den passenden Hörgeräten das Hörvermögen weitgehend wieder herstellen.

Bei Menschen ab den 50. Lebensjahr entwickelt sich die Schwerhörigkeit sehr oft schleichend. Häufig nehmen die betroffenen Menschen es sogar gar nicht wahr, dass sie immer schlechter hören. Nicht selten sind es daher nahe Angehörige, Freunde und Betreuer, die den Hörverlust bemerken.

Ein wichtiger Hinweis für eine Altersschwerhörigkeit kann es sein, wenn der betroffene Mensch den Fernseher immer lauter stellt. Oftmals werden auch Äußerungen falsch verstanden. Nicht selten bleiben sogar Fragen unbeantwortet, weil der gefragte Mensch die Frage schlicht überhört hat.

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NICHT UNTÄTIG BLEIBEN

Ob Kinder, Freunde oder Betreuer - wer bemerkt, dass ein Mensch immer schlechter hört, sollte nicht untätig bleiben. Denn mit der heutigen Technik ist es meistens möglich, den Hörverlust weitgehend auszugleichen und damit ein großes Stück an Lebensqualität zu bewahren.

Schwerhörigkeit führt nicht nur zu sozialen und kommunikativen Schwierigkeiten. Sie verändert auch das Hörverhalten, weil das Gehirn nicht mehr alle Signale berhält. Wichtige und unwichtige Informationen können nicht auseinandergehalten werden, was psychische und psychosomatische Beschwerden zu Folge haben kann. Wird so früh wie möglich ein Hörgerät verwendet, können sich diese Probleme gar nicht erst manifestieren. Auch der Umgang mit der Hörhilfe fällt leichter, wenn man noch nicht verlernt hat, dass Umwelt- und Nebengeräusche normal sind.

Doch ist es in der Regel gar nicht so einfach, einen Menschen davon zu überzeugen, einen Hörtest zu machen. Es gibt viele Ausreden. Wer einem älteren Menschen sagt, dass dieser Mensch vielleicht schlecht hört, bekommt oft zur Antwort: Ich höre gut, aber du sprichst undeutlich. Diese Aussage ist aus der Sicht des Betroffenen sogar durchaus nachvollziehbar. Denn Menschen, die an einer Altersschwerhörigkeit leiden, nehmen sich selbst nicht als schwerhörig wahr. In ihrer Wahrnehmung sind es tatsächlich die anderen Menschen, die nuscheln und undeutlich reden.

Endgültige Gewissheit über die Altersschwerhörigkeit schafft ein Hörtest, der von vielen Hörgeräteakustikern angeboten wird. Sehr häufig sind diese Tests sogar kostenlos und unverbindlich möglich. Stellt sich beim Test heraus, dass tatsächlich ein Hörverlust oder eine Schwerhörigkeit vorliegt, sollte der erste Weg zum Ohrenarzt führen. Denn Schwerhörigkeit kann viele Gründe haben. Beruht die Ursache auf Verschleiß, wie es bei der Altersschwerhörigkeit die Regel ist, kann ein Hörgerät die richtige Lösung sein.

Was ist ein Hörtest? Was ist ein Hörtest?

Mithilfe verschiedener subjektiver und objektiver Testverfahren kann die Hörfähigkeit vielschichtig überprüft werden. Der Arzt kann zum einen die Hörweite, Schallleitung, Schallempfindung und das Hörverhalten in allen Frequenzbereichen testen.

Da manche Menschen nicht in der Lage sind, aktiv an diesen Untersuchungen teilzunehmen, ermöglichen objektive Hörtests ebenfalls eine Darstellung der Hörleistungen. Dabei wird die elektrische Reaktion bestimmter Hirnregionen gemessen, während man über Kopfhörer Klickgeräusche wahrnimmt.

Weiterhin kann mit entsprechenden Instrumenten die Funktion des Innenohrs, der Druck im Mittelohr und der Reflex des Mittelohrmuskels untersucht werden. So kann der Facharzt die Ursache, die Art und Schwere eines Hörschadens sowie den Ort der Hörstörung ermitteln.

Was zahlt die Krankenkasse? Was zahlt die Krankenkasse?

Wenn der Arzt nach einer ausführlichen Untersuchung ein Hörgerät verschreibt, übernehmen die Krankenkassen einen Grundbetrag in Höhe von rund 750 € pro Ohr. Bei einer beidseitigen Versorgung mit Hörgeräten zahlen die Krankenkasse insgesamt rund 1.500 €. Die Übernahme der Kosten muss bei der Kasse beantragt werden - oft übernimmt der Hörgerätakustiker die notwendige Korrespondenz mit der Krankenkasse.

Die Hersteller von Hörgeräten bieten zu diesem Preis, den die Krankenkasse vollständig bezahlt, eine Reihe unterschiedlicher Hörgeräte an, die dank der neusten Technik sehr gute Dienste leisten. Viele Menschen kommen daher heute mit den "Kassenmodellen" bestens klar. Doch das ist natürlich nicht immer der Fall. Je nach Grad und Verlaufs des Hörverlustes, individuellen Vorlieben und unterschiedlichen "Hörsituationen" kann es sinnvoll oder notwendig sein, ein teureres Hörgerät zu erwerben. Der schwerhörige Mensch muss in diesem Fall die Summe aus privater Tasche bezahlen, die den Krankenkassenzuschuss von 750 € pro Ohr übersteigt.

DIE RECHTE

  • Anspruch auf ein zuzahlungsfreies Hörgerät - in diesem Anspruch sind Testen, Wartung und Reperatur mit eingeschlossen.

  • Es muss eine qualititav hochwertige und geeignete Hörhilfe sein, die medizinisch notwendig ist.

  • Bei einem medizinisch nicht notwendigen Gerät, müssen die Kosten selber getragen werden.

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FÖRDERUNG

Krankenkassen zahlen bis zu 1.500 € für die Hörgeräte

Welches Hörgerät ist das Richtige? Das richtige Hörgerät

Natürlich kommt es ganz auf den Einzelfall an, welches Hörgerät das Richtige ist. Grundsätzlich wird zwischen drei Arten unterschieden:

  • Hinter-dem-Ohr-Gerät (HdO)
  • Ex-Hörer-Gerät/ Reciever in Canal (RIC) - kleiner als herkömmliche HdO-Geräte, Längere Batterielaufzeit
  • In-dem-Ohr-Gerät (IdO)

Die klassische Bauform ist das sogenannte Hinter-dem-Ohr-Gerät. Dabei befinden sich das Mikrophon und die Technik, die die Schallsignale verstärkt, in einem Bügel hinter dem Ohr. Das verstärkte Schallsignal wird über den Schallschlauch ins Ohr geleitet.

Die andere, moderne Bauform wird durch die immer kleinere Technik möglich: Die sogenannten Im-Ohr-Geräte sind so klein, dass die komplette Technik im Ohr verschwinden kann. Der Vorteil dieser Im-Ohr-Geräte (IdO) besteht vor allem darin, dass das Hörgerät für Außenstehende nicht sichtbar ist. Das ist insofern nicht ganz unbedeutend, da Schwerhörigkeit heutzutage leider noch stigmatisiert ist und viele Menschen ihre Schwerhörigkeit gerne verbergen wollen, auch wenn sich über Sinn und Unsinn dieser Eitelkeit trefflich streiten ließe.

Gerade ältere Menschen, die genügend Lebenserfahrung und Ich-Stärke mitbringen, um sich nicht mehr darum zu kümmern, was andere denken, sind mit einem Hinter-dem-Ohr-Gerät oftmals besser bedient. Es ist zwar sichtbar, aber dafür kann in dieser Bauform eine größere Verstärkungsleistung eingebaut werden. Zumal bei hochgradig schwerhörigen Menschen eigentlich nur die klassische Bauform infrage kommt.

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ANTRAG AUF MERHKOSTENÜBERNAHME

Wenn sich Betroffene aus medizinischen Gründen für ein nicht Zuzahlungsfreies Gerät entscheiden, sollte ein Antrag auf Mehrkostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt werden

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BATTERIEN

Bei Hinter-dem-Ohr-Geräten sind die Batterien größer. Das verspricht nicht nur mehr Leistung, sondern erleichtert gerade älteren Menschen mit Arthrose in den Händen den Batteriewechsel

Recht auf Probehören bei Hörverlust Hörgeräte testen

Unabhängig von der Frage, ob es ein HdO oder ein IdO-Gerät sein soll, hat jeder Hörgeräteträger das Recht, die Hörgeräte vor dem Test auszuprobieren und zu testen - und das nicht nur während eines kurzen Gesprächs mit dem Akustiker, sondern im ganz normalen Lebensalltag. Davon sollten die betroffenen Menschen ausführlich Gebrauch machen.

Experten raten dazu, jedes Hörgerät mindestens eine Woche auszuprobieren und dabei ein Hörtagebuch zu führen. In diesem Buch wird notiert, in welchen Situationen das Hörgerät gut funktioniert und in welchen Situationen nachgesteuert werden muss.

Ratsam ist es auch, unterschiedliche Geräte unterschiedlicher Hersteller und Preisklassen zu vergleichen. Ein guter Akustiker wird diesen Prozess beratend begleiten, ohne auf einen schnellen Verkauf zu drängen.

Bei diesem Probetragen werden die altersschwerhörigen Menschen schnell feststellen, dass die aktuellen Hörgeräte um ein Vielfaches besser sind als die Geräte, die sie vielleicht von ihren Großeltern und Eltern kannten. Denn mittlerweile sind die Hörgeräte mit kleinen Computern ausgestattet, die die Verstärkungsleistung genau steuern können. So wird zum Beispiel menschliche Sprache stärker verstärkt als Verkehrslärm. Das Rauschen, unter denen Hörgeräteträger vor wenigen Jahren noch litten, ist heute weitgehend verschwunden - eine neue Rauschunterdrückung macht es möglich.

Nicht jedes Hörgerät ist gleich, daher sollte beim Akustiker nach mehreren Varianten und Modellen gefragt werden

Mindeststandard bei der Anpassung eines Hörgerätes Mindeststandard bei der Anpassung eines Hörgerätes

Lange waren digitale Hörgeräte für den Verbraucher äußerst kostspielig, so dass oftmals auf analoge Geräte zurückgegriffen wurde. Mittlerweile ist der Einsatz von analogen Systemen zur seltenen Ausnahme geworden, da digitale Geräte heute dem Standard der Krankenkassen entsprechen. Für diese wurden nun Mindeststandards, wie eine Störschallkorrektur oder das Verfügen von mindestens drei verschiedenen Hörprogrammen, festgesetzt. Bei der Anpassung muss darauf geachtet werden, dass kaum wahrnehmbare Frequenzen intensiver verstärkt werden, als deutlich hörbare.

Viele Extras auf Eigenzahlung möglich Viele Extras bei Eigenzahlung

Hochleistungsgerätekönnen pro Ohr bis zu 3000 € kosten. Sind Extras wie der Empfang von Audiosignalen über Bluetooth gewünscht, kann die Zuzahlung teuer werden.

Die Liste an zusätzlichen Ausstattungsoptionen reicht von der Erfassung kleiner Frequenzbereiche mittels zwanzig oder mehr Kanälen über die automatische Erkennung und Regulierung von Lautstärke und Hörsituation bis zur Funkverbindung zwischen den beiden Hörgeräten, um einen angenehmeren Klang zu erzielen.

Sinnvoll ist insbesondere der Einbau einer Induktions- oder Telefonspule. Diese nimmt die elektromagnetischen Wellen eines Telefons oder der in Kirchen, Theater-, Konzert-, und Kinosälen oft vorhandenen Induktionsschleife auf. Eine weitere Möglichkeit stellen frequenzmodulierte Anlagen dar, welche unter bestimmten Voraussetzungen auf Kassenkosten ärztlich verordnet werden können.

Neue Lebensqualität Neue Lebensqualität

Für viele Menschen ist es ein großes Erlebnis, wenn sie zum ersten Mal mit ihrem Hörgerät unterwegs sind. Sie werden nämlich die Welt neu erleben.

So ist es ein sehr typisches Beispiel, dass viele Menschen, die gerade beginnen ein Hörgerät zu tragen, sehr erstaunt darüber sind, wie viele Vögel im Stadtpark singen und jubilieren. Nicht selten haben diese Menschen schon vor Jahren die Fähigkeit verloren, Vogelstimmen zu hören - und da das ein schleichender Prozess war, wurde ihnen das nicht bewusst. Allenfalls in der Erinnerung an die Jugend wurde dann häufig angenommen: Früher hat es eben mehr Vögel gegeben. Doch plötzlich - mit Hörgerät - können die zwitschernden Vögel wieder gehört werden – ein großer Zugewinn an Lebensqualität. Allein deshalb lohnt es sich, ein Hörgerät zu tragen.

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VORSORGE: GEHÖR SCHÜTZEN

Alle Grunderkrankungen, die auch die Hörleistung reduzieren können, sollten sorgfältig behandelt und regelmäßig überprüft werden. Verschlechtert sich der Hörsinn auffällig nach der Einnahme eines neuen Medikaments, sollte ein Arzt darauf aufmerksam gemacht werden, der gegebenenfalls ein anderes Arzneimittel verschreibt.

Hilfreich ist es die Ohren gegen Lärm zu schützen, indem Ohrenstöpsel verwenden werden, wenn eine Veranstaltung besucht wird, die sehr laut ist. Auch zu Hause sollten die Lautsprecher und Kopfhörer nicht auf volle Lautstärke gedreht werden. Den Ohren zwischendurch immer wieder ein wenig Stille zu gönnen, ist ebenfalls ratsam.

Pflegeexperte Florian Seybecke

Pflegeexperte Florian Seybecke

Fachliche Expertise

  • Schulungsbeauftragter und Dozent

  • Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation

  • Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter

  • Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege

  • Ausbildung zum examinierten Altenpfleger

Xing-Profil

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