Pflegefehler vermeiden: Kommunikation und Psyche

Aktivieren und Fördern Aktivieren und Fördern

Jede Tätigkeit, die Ihr pflegebedürftiger Angehöriger durchführen kann, sollten Sie unterstützen. Das dauert zwar länger, fördert aber seine Selbstständigkeit und sein Selbstbewusstsein. Wenn Sie ihm alle Arbeiten abnehmen, langweilt er sich und baut geistig sowie körperlich schneller ab. Kann Ihr Angehöriger Ihre mündlichen Anweisungen aufgrund einer Demenz nicht mehr verstehen, geben Sie ihm den Gegenstand in die Hand, den er für den Vorgang benötigt, zum Beispiel einen Waschlappen zur Körperpflege.

Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Pflegebedürftigen nicht überfordern, da dies zu Frustrationen und Aggressionen führen kann. Wenn Sie bemerken, dass ihm eine Tätigkeit schwerfällt, helfen Sie ihm dezent, indem Sie seine Hand führen. Übernehmen Sie Verrichtungen, die gefährliche Verletzungen verursachen könnten, wie etwa Brot schneiden.

Richtige Kommunikation Richtige Kommunikation

Kommunikation bedeutet nicht nur, dass Informationen ausgetauscht werden, sie ist ebenfalls Ausdruck von Zuwendung und Gefühlen. Gespräche brauchen Zeit und Geduld. Wenn Sie selbst hektisch oder schlecht gelaunt sind, wird sich dies auf den Pflegebedürftigen übertragen. Schlimmstenfalls wird er sich schuldig fühlen und seine Wünsche nicht mehr äußern. Um dies zu vermeiden, sorgen Sie für einen entspannten Pflegeplan und ausreichend Zeit zum Regenerieren für sich selbst.

Die Kommunikation mit Demenzbetroffenen ist schwieriger, da sie sich mit fortschreitender Erkrankung schlechter verbal äußern können. Achten Sie daher verstärkt auf Mimik und Gesten. Diese sagen viel über den Gemütszustand Ihres Pflegebedürftigen aus. Wenn Sie die körperlichen Anzeichen ihres Pflegebedürftigen ignorieren, führt dies unweigerlich zu Konflikten und einer schlechten Atmosphäre.

Konflikte bewältigen Konflikte bewältigen

Das Abhängigkeitsverhältnis und das mangelnde Selbstbewusstsein des Pflegebedürftigen können Aggressionen bei ihm auslösen. Versuchen Sie, Ihren Angehörigen mehr in den Alltag einzubeziehen und zeigen Sie ihm, dass Sie trotz des Verlustes einiger Fähigkeiten den gleichen Respekt und Zuneigung empfinden wie vor der Erkrankung. Setzen Sie seine Persönlichkeit nicht mit seiner Krankheit gleich.

Nehmen Sie seine Wünsche und Bedürfnisse ernst und klären Sie Missverständnisse ruhig und besonnen auf, statt sie unter den Teppich zu kehren. Konflikte entstehen auch, wenn Sie sich durch die Pflege überfordert fühlen. Sorgen Sie rechtzeitig für eine ausreichende Entlastung, damit sie den Alltag entspannter erleben können.

Spannungen sind auch oft unbewältigte Emotionen wie Trauer und Wut wegen der verlorenen Gesundheit und Eigenständigkeit. Sprechen Sie darüber und überlegen Sie gemeinsam, was die Situation für beide verbessern könnte. Ist die Beziehung grundsätzlich unharmonisch, sollten Sie darüber nachdenken, die Pflege an jemand anderen abzugeben.

Notsituationen erkennen Notsituationen erkennen

Notsituationen entstehen meist aus einem ungelösten Konflikt und bauen sich langsam auf. Wenn Sie nicht darüber sprechen, kann einer von Ihnen ausrasten und wütend oder sogar gewalttätig werden. Sollte es zu einer körperlichen Übergriff kommen, sollten Sie sofort das Zimmer verlassen, damit Sie sich beide beruhigen können. Versuchen Sie anschließend, den Zwischenfall zu klären und schweigen sie ihn keinesfalls tot.

Kommen solche Angriffe häufiger vor, müssen Sie sich unbedingt Hilfe holen. Gehen die Aggressionen von Ihnen als Pflegeperson aus, steckt meistens eine Überlastung dahinter. Zudem kann eine schwierige Beziehung zum Pflegebedürftigen zu Gewalt führen. Umgekehrt kann die Gewalt von Pflegebedürftigen ausgehen. Der Grund könnte in einer Veränderung seiner Persönlichkeit liegen, die oft durch die Erkrankung verursacht wird. Holen Sie sich unbedingt psychologischen Rat und sprechen Sie im akuten Fall mit einem Mitarbeiter der Bonner Initiative gegen Gewalt unter der Telefonnummer 0228 – 69 68 68. Weitere Krisentelefone finden Sie im Internet unter dieser Adresse: www.pflege-gewalt.de

Pflegeexperte Florian Seybecke

Pflegeexperte Florian Seybecke

Fachliche Expertise

  • Schulungsbeauftragter und Dozent

  • Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation

  • Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter

  • Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege

  • Ausbildung zum examinierten Altenpfleger

Xing-Profil

Pflegeexperte bei Wohnen im Alter

aktivierende Pflege

Was ist aktivierende Pflege?

Die aktivierende Pflege ein Pflegekonzept, das darauf ausgerichtet ist, den Pflegebedürftige möglichst viele Tätigkeiten selbst ausführen zu lassen, während ihm die Pflegeperson lediglich helfend zur Seite steht, um seine Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.

basale stimulation

Tipps Pflegende Angehörige: Basale Stimulation einsetzen

Kann ein pflegebedürftiger Angehöriger Ihre Worte nicht mehr begreifen, weil er dement oder schwerstbehindert ist, können Sie ihm mit Hilfe der Basalen Stimulation Ihre Mitteilingen mittels Berührungen und Gesten verdeutlichen oder einfach nur Geborgenheit vermitteln.

burnout durch pflege

Wenn Pflegende zu Pflegefällen werden – Burnout durch Pflege

Pflegende Angehörige sind einer starken Belastung ausgesetzt und sollten erste Anzeichen einer Überlastung ernst nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, ein völliges Burnout zu erleiden.

essen und trinken in der pflege

Essen und Trinken in der Pflege

Auch bei älteren und pflegebedürftigen Menschen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine ausgewogene, auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen abgestimmte Ernährung, die Basis für eine stabile Gesundheit.

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege (FEM)

Jegliche Form von freiheitsentziehenden Maßnahmen, egal ob es sich dabei um Fixierungen aller Art, Wegnahme von Gehhilfen oder die Ruhigstellung durch Medikamente handelt, widersprechen dem persönlichen Recht auf Freiheit und können eine Straftat darstellen.

Tipps für pflegende Angehörige: Thema Gewalt

Etwa 40 % der pflegenden Angehörigen in Deutschland haben in den letzten sechs Monaten Gewalt angewendet, darunter psychische, körperliche Gewalt und Vernachlässigung.