Wenn Pflegende zu Pflegefällen werden – Burnout durch Pflege

Das Burnout Syndrom (engl. to burn out: "ausbrennen") bezeichnet das körperliche Gefühl der Ausgebranntheit und inneren Leere. Dabei verspüren Betroffene verschiedene Symptome, die zu einer Arbeitsunfähigkeit führen können. Anders als beispielsweise Depressionen ist das Burnout Syndrom allerdings keine anerkannte psychische Krankheit, sondern bezeichnet in erster Linie eine Reihe von Symptomen.

Besonders pflegende Angehörige sind häufig von einem Burnout betroffen, da sie neben dem Pflegealltag oft auch noch Beruf, Familie und Freizeit stemmen müssen.

Was ist ein Burnout? Was ist ein Burnout?

Mit dem Begriff Burnout oder auch Burnout-Syndrom ist ein Erschöpfungszustand gemeint, der viele Menschen an ihre persönlichen Grenzen bringt. Stress, mangelnde Erholung und Überforderung können Ursachen eines Burnout sein. Betroffene fühlen sich in der Folge oft ausgebrannt und kraftlos.

Burnout einfach erklärt (Explainity® Erklärvideo) Burnout einfach erklärt (Explainity® Erklärvideo)

Eigenschaften des Burnout Syndroms

Ausgebrannt, kraftlos, immerzu müde - ein Zustand, der kennzeichnend für das Burnout Syndrom ist. Die Ursachen für ein Burnout können vielfältig sein. Oftmals stehen die Betroffenen unter großem beruflichen oder privaten Druck, sodass nur wenig Zeit für Erholung bleibt.

Auch in der Pflege ist das Burnout-Syndrom weit verbreitet, vor allem pflegende Angehörige sind davon betroffen. Die Versorgung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds beansprucht viel Kraft und Zeit. Daneben müssen die Pflegenden oft noch Beruf, der eigenen Familie und dem Haushalt gerecht werden. Häufig bleibt am Ende des Tages kaum noch Zeit zur Erholung.

Egal, ob der Pflegefall plötzlich eingetreten ist oder schleichend eintritt und die Pflege des Angehörigen immer mehr Zeit in Anspruch nimmt - die Mammutaufgabe Pflege ist nur schwer allein zu bewältigen und bringt die Pflegepersonen oft an die Grenzen ihrer Kräfte. Dies steigert das Risiko für ein Burnout enorm. Um den völligen Erschöpfungszustand zu verhindern, ist es wichtig, die Symptome rechtzeitig zu erkennen und zu handeln.

Burnout erkennen

Viele verschiedene Symptome können auf ein Burnout hinweisen. Dazu zählen beispielsweise eine dauerhafte Müdigkeit und das Gefühl von Erschöpfung, Antrieblosigkeit sowie ein Gefühl von Überforderung. Oftmals werden diese Symptome allerdings nicht zuverlässig erkannt oder als Begleiterscheinungen des stressigen Pflegealltags abgetan. Dabei ist es wichtig, die Symptome eines Burnouts auch als solche zu erkennen, um rechtzeitig handeln und den Zusammenbruch verhindern zu können.

Symptome des Burnout Syndroms

  • Anhaltenden Müdigkeit und Erschöpfung

  • Gefühl der Überforderung

  • Geringere Belastbarkeit

  • Antriebslosigkeit

  • Innere Leere, Angstzustände, Selbstzweifel, Gleichgültigkeit

  • Konzentrationsstörungen, Nervosität

  • Leistungsabfall

  • Gereiztheit, Anspannung

  • Körperliche Symptome: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen

  • Fehlendes Empfinden von Freude

  • Vernachlässigung der eigenen Person, besonders Erscheinungsbild und gepflegtes Auftreten

Hilfe und Prävention Hilfe und Prävention

Vorsorge ist besser als Nachsorge – dies gilt auch für das Burnout Syndrom! Daher sollten Pflegende stets auf sich achten und auf ihren Körper hören. Zeigen sich die ersten Anzeichen eines Burnouts, sollten diese nicht ignoriert werden.

Hilfe bei Burnout

Sind erste Anzeichen eines Burnouts bemerkbar, sollten die Pflegenden unmittelbar aus dem Pflegealltag aussteigen, um sich regenerieren zu können. Zur vollständigen Erholung kann beispielsweise eine Kur durch den Hausarzt verordnet werden. Kann in absehbarer Zeit keine Rehamaßnahme zur Anwendung kommen, sollten sich die Pflegenden dennoch einen Erholungsurlaub gönnen und bei viel Bewegung an der frischen Luft die Seele baumeln lassen. In der Zwischenzeit kann der pflegebedürftige Angehörige die Verhinderungspflege zur Versorgung im häuslichen Umfeld in Anspruch nehmen oder mit der Kurzzeitpflege in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden.

Neben den sofortigen Maßnahmen zur Regeneration können außerdem eine Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen besucht werden. Außerdem gibt es verschiedene Angebote zur Vermittlung von Entspannungstechniken, die Pflegende im Pflegealltag regelmäßig anwenden sollten.

Dem Pflege-Burnout vorbeugen

Gerade in Pflege sollten Pflegende darauf achten, gezielt einem Burnout entgegenzuwirken. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sobald ein pflegebedürftiges Familienmitglied umfassend zu Hause versorgt werden muss, sollten sich die Angehörigen Hilfe von Außen nehmen. So kann beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst zur stundenweisen Betreuung engagiert werden. Die Finanzierung der ambulanten Pflege durch Angehörige und einen Pflegedienst kann durch eine Kombination von Pflegegeld und Pflegesachleistung gestemmt werden. Auch die Angebote der Teilzeitpflege können Entlastung bringen. Auf diese Weise können die pflegenden Angehörigen für eine bestimmte Zeit am Tag die Verantwortung für den Pflegebedürftigen bedenkenlos abgeben und sich ihren eigenen Aufgaben und der persönlichen Erholung widmen.

Zudem kann eine Selbsthilfegruppe zum Austausch mit anderen Pflegenden eine Hilfe sein. Auf diese Weise lernen die Pflegepersonen, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind und es kein Zeichen von Schwäche ist, sich Hilfe zu holen oder Erholung zu benötigen.

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Auch wenn pflegende Angehörige viel Zeit für die Betreuung und Versorgung der pflegebedürftigen Familienmitglieder aufwenden, sollten sich auch auf sich selbst achten. Wird eine Pause benötigt, so muss diese aktiv genommen werden.

Trotz der zu bewältigenden Mammutaufgabe Pflege ist es wichtig, dass die Pflegenden auch auf sich selbst achten. So ist es wichtig, sich selbst ausreichende Regenerationszeiten und vor allem genug Schlaf zu gönnen. Auch Urlaube zur Erholung sowie verschiedene Unternehmungen mit Freunden oder der eigenen Familie sollten hin und wieder genossen werden.


Das Burnout Syndrom stellt ein großes Risiko für alle Pflegenden dar. Daher ist es für die pflegenden Angehörigen wichtig, auf sich selbst und den eigenen Körper zu hören sowie Symptome richtig zu deuten und im Ernstfall entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

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Pflegeexperte Florian Seybecke

Pflegeexperte Florian Seybecke

Fachliche Expertise

  • Schulungsbeauftragter und Dozent

  • Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation

  • Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter

  • Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege

  • Ausbildung zum examinierten Altenpfleger

Xing-Profil

Pflegeexperte bei Wohnen im Alter

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Was ist aktivierende Pflege?

Die aktivierende Pflege ein Pflegekonzept, das darauf ausgerichtet ist, den Pflegebedürftige möglichst viele Tätigkeiten selbst ausführen zu lassen, während ihm die Pflegeperson lediglich helfend zur Seite steht, um seine Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.

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Etwa 40 % der pflegenden Angehörigen in Deutschland haben in den letzten sechs Monaten Gewalt angewendet, darunter psychische, körperliche Gewalt und Vernachlässigung.

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6 Tipps für die häusliche Pflege durch Angehörige

Die Pflege eines Angehörigen ist sowohl physisch als auch psychisch belastend, weshalb die Entscheidung über Unterbringung und Pflege in jedem Fall gemeinsam und erst nach gründlicher Überlegung getroffen werden sollte.