Tipps Pflegende Angehörige: Basale Stimulation einsetzen

Was ist Basale Stimulation? Was ist Basale Stimulation?

Basale Stimulation bedeutet mit Menschen in Kontakt zu gehen und seinem Gegenüber mit einer wertschätzenden Haltung gegenüber zu treten. Basale Stimulation versteht sich als Angebot zur Kommunikation, vorwiegend über die Körpersprache. Wenn Sie einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen oder besuchen, stellt die Basale eine einfache und doch effektive Methode dar mit der Sie auch mit schwer beeinträchtigten Menschen, eine sinnvolle Begegnung schaffen können. Dieses Konzept bewährt sich weltweit bereits seit den 70er in der Pflege, der Pädagogik und Therapie. Besonders Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Wachkoma und in der letzten Lebensphase profitieren davon. Auch Sie als Angehöriger können bereits mit einfachen, sensiblen Berührungsangeboten die Basale Stimulation anwenden.

Ziele Ziele

Die Pflegebedürftigen erhalten die Möglichkeit sich selbst und die Außenwelt anhand von Berührungen des Körpers zu erfassen. Sie können ein Bewusstsein für den eigenen Körper entwickeln und spüren wieder, wo ihr Körper anfängt und wo seine Grenzen sind. Nur so kann ein eigenständiges „Ich“ erfahrbar werden. Er kann sich als eigenaktive und wertgeschätzte Person begreifen. Durch die sanften Berührungen kann ein Vertrauensverhältnis und eine positive Beziehungsgestaltung ermöglicht werden. Eigene Fähigkeiten die evtl. durch die Erkrankung verloren zu sein scheinen, können hervorgebracht werden.
Mit Angeboten die die Vorlieben der Pflegebedürftigen berücksichtigen (zum Beispiel mit Düften, Cremes, Bettwäsche etc.), kann den Erkrankten eine wohltuende Erfahrung geschenkt werden. Die Vitalfunktionen, der Herzschlag, die Atmung, der Puls, die Ernährung werden gefördert und reguliert. Gefühle wie Unruhe, Angst, Sorgen können vermindert oder genommen werden. Positive Gefühle wie Glück, angenehme Wärme, Aktivierung, Sicherheit, Vertrauen, Verlässlichkeit, Kontinuität können gefördert und vermehrt werden. Versuchen Sie möglichst alle Sinne der Pflegebedürftigen zu stimulieren.

Berührungen ergänzen Worte Berührungen ergänzen Worte

Durch Basale Stimulation wird der Pflegebedürftige nicht therapiert, sondern seine Wahrnehmung aktiviert. Daher sollten Sie Ihre Worte stets mit Berührungen ergänzen. Jeder noch so einfache Satz bekommt für den Pflegebedürftigen auf diese Weise mehr Gewicht und holt ihn aus seiner Isolation heraus. Beispiel: Wenn Sie ihn morgens begrüßen oder abends eine gute Nacht wünschen, legen Sie ihm dabei eine Hand auf die Schulter oder an die Wange.
Basale Stimulation vermittelt Nähe und Geborgenheit.
Berührungen ermöglichen Menschen mit schwerer Beeinträchtigung, sich besser zu spüren, die Außenwelt wahrzunehmen und eine Beziehung zu ihren engsten Mitmenschen zu erhalten. Sie erfahren Sicherheit und können Vertrauen zu Ihnen als Pflegeperson aufbauen. Liegt Ihr Angehöriger im Sterben, können Sie ihm mit basaler Stimulation Nähe und Geborgenheit vermitteln.

Ihre gesprochenen Worte sollten Sie stets mit Berührungen ergänzen. Jeder noch so einfache Satz bekommt für den Pflegebedürftigen auf diese Weise mehr Gewicht und holt ihn aus seiner Isolation heraus.

Beispiele:

  • Bei jeder Begrüßung und Verabschiedung legen Sie eine Hand auf die Schulter, Hand oder an die Wange
  • Bei Erzählungen halten Sie eine Hand oder fassen an dem Unterarm
  • Massagen, Massagebälle
  • Bäder
  • Weiche und raue Handtücher benutzen (rau regt den Körperkreislauf an, weich wirkt entspannend)
  • Vibrationen
  • Streicheln von Tieren
  • Unterschiedliche Materialien zum Anfassen anbieten, Erde, Seile, Federn, Gras, Stroh, Papier, Bälle, Holz
  • Atemstimulierende Einreibungen mit ätherischen Ölen auf der Brust und dem Rücken

Akustische Reize setzen Akustische Reize setzen

Beispiele:

  • Bei jeder (pflegerischen) Maßnahme können Sie genau beschreiben, was Sie als nächstes tun möchten oder direkt erzählen, welche Handlung Sie gerade durchführen
  • Stellen Sie fragen
  • Spielen Sie angenehme Musik (nach den Vorlieben der Pflegebedürftigen)
  • Schalten Sie eine für den Pflegebedürftigen interessante Sendung im TV ein (Achtung: nicht ständig den Fernsehr laufen lassen und Sendungen/Filme mit zu vielen Reizen (Actionfilme) evtl. vermeiden, da es sonst zu einer Überreizung führen kann)
  • Geräuschekulissen aus der Natur (Fenster öffnen, Dokumentation)

Optische Reize setzen Optische Reize setzen

Beispiele:

  • Mobile über dem Bett aufhängen (wechseln entsprechend der Jahreszeit, selbst gestaltetes etc.)
  • Blick aus dem Fenster oder Bett auf die Terrasse schieben
  • Fotos und angenehme Bilder aufhängen und zeigen (dazu aus Erinnerungen erzählen)
  • Spaziergänge
  • Lampen mit (sanftem) Farbwechsel

Schmecken und Riechen Schmecken und Riechen

Beispiele:

  • Angenehme Düfte wie Lavendel, Orange, Rossmarin und andere Kräuter
  • Duftkerzen, Blumen, Aromalampe
  • Riechen von Speisen (Speicheldrüsen und Appetit Anregung)
  • Cremes, Lotionen

Den Gleichgewichtssinn stimulieren Den Gleichgewichtssinn stimulieren

  • Schaukeln, Wippen (in Ihren Armen)
  • Lageveränderungen ins Sitzen, Stehen, auf die Seite legen

Besonders wichtig bei allen Angeboten sind die Vorlieben der Betroffenen zu beachten. Nicht jeder mag Lavendel oder bekommt Ängste bei plötzlichen Vibrationen.

Reaktionen beobachten Reaktionen beobachten

Beobachten Sie stets, wie Ihr Angehöriger auf die Berührungen reagiert. Macht er einen entspannten Eindruck, indem er zum Beispiel lächelt, tun sie ihm gut. Abwehrende Haltungen wie hochgezogene Schultern, Grimassen und geballte Fäuste signalisieren Ihnen, dass er sich nicht wohlfühlt. Kommt ein Angebot nicht gut an, wird einfach ein anderes beim nächsten Mal ausprobiert. Lassen Sie sich von Misserfolgen nicht entmutigen. Alles braucht seine Zeit!

So bauen Sie Basale Stimulation in den Pflegealltag ein So bauen Sie Basale Stimulation in den Pflegealltag ein

Neben alltäglichen Berührungen wie beim Essen, Trinken oder Unterhalten können Sie Ihren Angehörigen zudem während der Ganzkörperpflege besonders stimulieren, indem Sie ihn ausgiebig, aber sanft und ruhig abreiben. Die Bewegungen sollten in Herzrichtung gehen, außer wenn er unter einer Herzerkrankung leidet. Ist Ihr Angehöriger unruhig, streichen Sie besser zu Füßen und Händen hin. Kann sich Ihr Angehöriger kaum oder gar nicht mehr bewegen, legen Sie sich ab und neben ihn ins Bett, sodass er Ihre Nähe und Wärme wahrnehmen kann. Auch weiche Decken und Kissen können helfen, dass sich der Pflegebedürftige besser spürt. Legen Sie sie dicht an seine Seiten, damit er die Möglichkeit hat, den Stoff mit den Händen zu berühren.

Pflegeexpertin Evelyn Larisch

Pflegeexpertin Evelyn Larisch

Fachliche Expertise

  • Pflegeexpertin Schwerpunkt Palliative Care

  • Palliativpflegefachkraft

  • Abschluss Master of Arts Public Health/Pflegewissenschaft

  • Abschluss Bachelor of Arts Pflegewissenschaft

Xing-Profil

Pflegeexpertin bei Wohnen im Alter

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Was ist aktivierende Pflege?

Die aktivierende Pflege ein Pflegekonzept, das darauf ausgerichtet ist, den Pflegebedürftige möglichst viele Tätigkeiten selbst ausführen zu lassen, während ihm die Pflegeperson lediglich helfend zur Seite steht, um seine Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.

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Wenn Pflegende zu Pflegefällen werden – Burnout durch Pflege

Pflegende Angehörige sind einer starken Belastung ausgesetzt und sollten erste Anzeichen einer Überlastung ernst nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, ein völliges Burnout zu erleiden.

essen und trinken in der pflege

Essen und Trinken in der Pflege

Auch bei älteren und pflegebedürftigen Menschen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine ausgewogene, auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen abgestimmte Ernährung, die Basis für eine stabile Gesundheit.

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege (FEM)

Jegliche Form von freiheitsentziehenden Maßnahmen, egal ob es sich dabei um Fixierungen aller Art, Wegnahme von Gehhilfen oder die Ruhigstellung durch Medikamente handelt, widersprechen dem persönlichen Recht auf Freiheit und können eine Straftat darstellen.

Tipps für pflegende Angehörige: Thema Gewalt

Etwa 40 % der pflegenden Angehörigen in Deutschland haben in den letzten sechs Monaten Gewalt angewendet, darunter psychische, körperliche Gewalt und Vernachlässigung.

Ambulante Hilfsdienste für die häusliche Pflege

6 Tipps für die häusliche Pflege durch Angehörige

Die Pflege eines Angehörigen ist sowohl physisch als auch psychisch belastend, weshalb die Entscheidung über Unterbringung und Pflege in jedem Fall gemeinsam und erst nach gründlicher Überlegung getroffen werden sollte.