Pflege bei Depressionen
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Eine gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit und negative Gedanken zählen zu den signifikantesten Symptomen. Gerade im Alter, wenn körperliche Gebrechen zusätzlich hinzukommen, können Depressionen die Lebensqualität erheblich einschränken. Um dem entgegenzuwirken, ist eine frühzeitige Erkennung der Depressionen im Alter wichtig.
Depressionen im Alter Depressionen im Alter
Die Chance, an Depressionen zu erkranken, sinkt mit steigendem Alter. So erkranken laut einer Studie des Robert Koch Instituts Frauen im Alter (65+ Jahre) mit 8,7 % und Männer mit 5,4 % an Depressionen. Bei Menschen zwischen dem 18-29 Lebensjahr erkranken rund 16,4 % Frauen und 9,5 % Männer an Depressionen.
Depressionen erkennen

Für die Betroffenen allerdings ist eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung wichtig, um helfende Maßnahmen wie Therapien und Medikamente einleiten zu können. Nur so kann die Lebensqualität erhalten oder sogar wieder verbessert werden.
Auch für die Pflege ist es wichtig, die Eigenheiten der Krankheit zu kennen, um auf diese im Pflegealltag Rücksicht nehmen zu können.
Symptome
Die Symptome von Depressionen sind vielfältig und können von Mensch zu Mensch variieren. Daher ist es nicht immer leicht, eine beginnende Depression zuverlässig zu erkennen. Tritt eines der folgenden Merkmale bei einem älteren Menschen auf, lohnt es sich allerdings, genauer hinzusehen und der möglichen Ursache nachzugehen.
So sind diese Symptome typisch für eine Depression:
- Antriebslosigkeit
- Niedergeschlagenheit
- Hoffnungslosigkeit
- Gemindertes Selbstwertgefühl
- Konzentrations- und Auffassungsstörungen
- Schlafstörungen
- Mangelnder Appetit
Viele Symptome von Depressionen werden oft falsch gedeutet, da sie als normale Alterserscheinungen abgetan werden oder als Symptome anderer Alterserkrankungen gedeutet werden.
INFO
Die Symptome von Demenz und Depressionen können einander stark ähneln. Dabei ist es in beiden Fällen sehr wichtig, dass die Anzeichen richtig erkannt und eine zuverlässige Diagnose gestellt wird!
Wichtige Unterschiede zwischen Depressionen und Demenz:
Depressive Menschen klagen oft über ihre Beschwerden, während Demenzkranke diese gerne vertuschen.
Für Depressionen gilt: Nahestehende Menschen können oft relativ eindeutig beantworten, wann die Symptome begonnen haben. Eine Demenz dagegen entwickelt sich schleichend.
Depressionen verschlimmern sich manchmal innerhalb weniger Wochen. Eine leichte Demenz kann Jahre dauern, ohne dass die Symptome zunehmen.
Depressive klagen häufig darüber, dass die Erinnerung insgesamt verblasst. Demenzkranke im frühen Stadium erinnern sich noch gut an die fernere Vergangenheit.
Pflege bei Depressionen
Egal ob bereits durch anderweitige Erkrankungen pflegebedürftig oder nicht – Depressionen erfordern eine spezielle Pflege. Dazu gehören neben therapeutischen Komponenten auch aktivierende Unternehmungen sowie ein geregelter Tagesablauf.
Checkliste - Pflege bei Depressionen
Die Pflege bei Depressionen im Alter erfordert eine besondere Umsicht und erfordert viel Einfühlungsvermögen. Dabei können bereits einfache Dinge den Pflegealltag für den Pflegebedürftigen wie auch die Pflegeperson enorm erleichtern.
Bei der Pflege von depressiven Senioren sollten folgende Punkte beachtet werden:
Geregelter Tagesablauf: Depressive Senioren ziehen sich gerne ins Bett zurück oder verbringen den Tag teilnahmslos vor dem Fernseher. Um dieses Schema zu durchbrechen, hilft ein geregelter Tagesablauf. Dieser kann von Pflegepersonen und Pflegebedürftigen gemeinsam besprochen und gestaltet werden. Dabei gilt: Beschäftigung ist die beste Medizin.
Gespräche: Gespräche geben dem Pflegebedürftigen Raum, über seine Sorgen und Ängste zu sprechen. Dabei sollte die Pflegeperson ein aufmerksamer und einfühlsamer Zuhörer sein. Auch Körperkontakt kann hilfreich sein. So ist eine Umarmung häufig tröstlicher als jedes Wort.
Bewegung: Bewegung sowie andere aktivierende Tätigkeiten helfen dem Depressiven aus der Antriebslosigkeit herauszukommen. Spaziergänge können die Stimmung heben und damit die Depressionen reduzieren.
Nahrungsaufnahme: Häufig geht eine Appetitlosigkeit sowie eine Durstlosigkeit mit einer Depression einher. Um dem entgegenzuwirken, kann das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten helfen. Zudem sollten dem Pflegebedürftigen erst einmal nur kleine Portionen beispielsweise in Form von Häppchen serviert werden, da große Portionen abschreckend wirken können. Auch hübsches Geschirr kann helfen, Hunger und Durst anzuregen.
Auch für die Pflegenden können Depressionen des Pflegebedürftigen zu einer Belastung werden. In diesem Fall ist es besonders wichtig, einen Ausgleich zu schaffen, um sich von den Strapazen der Pflege zu erholen. Auch Selbsthilfegruppen können für pflegende Angehörige eine Option sein, um besser mit dem Pflegealltag klarzukommen.
Depressionen im Alter sind eine Belastung für die Pflegebedürftigen wie auch für die Pflegepersonen. Wird die Erkrankung aber rechtzeitig erkannt, so kann mit gezielter Therapie und Pflege die Lebensqualität gesteigert und der Pflegealltag erleichtert werden.
Weiterführende Informationen

Pflegeexperte Florian Seybecke
Fachliche Expertise
Schulungsbeauftragter und Dozent
Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation
Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter
Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege
Ausbildung zum examinierten Altenpfleger