Pflegefehler vermeiden: Der Umgang mit der körperlichen Pflege
Fehler in der häuslichen Pflege Fehler in der häuslichen Pflege
Gesundheitliche Probleme bei Pflegebedürftigen entstehen nicht nur durch falsche Handhabung, sondern auch durch Unterlassung von Pflegemaßnahmen. Fehlerhafte Hygiene, Wundversorgung, Lagerung, Medikamentengabe und Körperpflege führen zu Verletzungen oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten. Eine mangelhafte Kommunikation mit den behandelnden Ärzten kann ebenfalls fatale Folgen haben.
Diese Fehler entstehen entweder aus Unwissenheit oder aus Überforderung. Wer als Pflegekraft überfordert wird, neigt je nach Veranlagung auch eher dazu, gewalttätig zu werden, um Frust abzubauen. Lassen Sie sich rechtzeitig beraten, wenn Sie merken, dass Ihnen die Pflege über den Kopf wächst. Kompetente Ansprechpartner sind zum Beispiel Pflegestützpunkte Ihrer Stadt, die Pflegekasse oder Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige.
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
Pflegebedürftige und ältere Menschen haben oft wenig Durst und Appetit, dennoch müssen ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffe zugeführt werden, um weiteren Erkrankungen vorzubeugen. Probleme kann es auch durch Schluckstörungen oder Nahrungsverweigerung geben. Lassen Sie sich hierzu von erfahrenen Pflegekräften oder Therapeuten beraten, wie Sie damit umgehen können.
Um den Appetit anzuregen, sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre bei den Mahlzeiten, indem sie den Tisch ansprechend eindecken und die Speisen appetitlich anrichten. Servieren Sie Getränke in bunten Gläsern oder Lieblingstassen und geben Sie einen Schuss Saft ins Mineralwasser, falls Ihr pflegebedürftiger Angehöriger es pur nicht mag.
Die Flüssigkeitsmenge sollte mindestens 25 Milliliter pro Kilo Körpergewicht betragen. Bieten Sie Ihrem Angehörigen öfter Leckereien an, auch wenn diese nicht immer ernährungsphysiologisch optimal sein sollten.
Körperpflege und Wundversorgung Körperpflege und Wundversorgung
Den Körper eines anderen Menschen zu pflegen, ist gar nicht so einfach, vor allem wenn er bettlägerig ist. Kann Ihr Angehöriger nicht geduscht werden, müssen Sie beim Waschen besonders auf die Körperfalten und -höhlen achten. Wenn diese nicht regelmäßig gereinigt und gut abgetrocknet werden, können sie sich leicht entzünden, besonders wenn der Pflegebedürftige viel schwitzt.
Dies betrifft vor allem die Ohren, Finger- und Zehenzwischenräume, Achselhöhlen, den Bauchnabel, die Brustunterseite und den Intimbereich. Für den Intimbereich und die Füße sollten jeweils separate Waschlappen verwendet werden. Achten Sie auch darauf, dass keine Seife in die Augen gerät. Beginnen Sie beim Waschen mit dem Gesicht und reinigen Sie den Körper anschließend von oben nach unten.
Besonders aufmerksam müssen Sie bei der Wundversorgung sein. Hat der Pflegebedürftige chronische Wunden, zum Beispiel durch einen Diabetes, müssen diese fachgerecht versorgt und engmaschig kontrolliert werden. Bei Veränderungen müssen Sie sich unbedingt an den behandelnden Arzt wenden. Sie können die tägliche Wundversorgung auch einem geschulten Pflegedienstmitarbeiter überlassen.
Dekubitus- und Thromboseprophylaxe Dekubitus- und Thromboseprophylaxe
Pflegebedürftige, die hauptsächlich liegen, müssen häufig anders positioniert werden, damit nicht immer die gleichen Haut- und Körperstellen belastet werden. Zu langes Liegen auf einer Stelle fördert Druckgeschwüre (Dekubitus).
Weitere Fehler bei der Dekubitusprophylaxe sind:
- schlechte Druckverteilung
- zu viele Stoffschichten zwischen Haut und Matratze
- Falten in Laken und Kleidung
- falsche Lagerungsmaterialien und Hautpflegeprodukte
- eingeschränkte Belüftung der Haut
Kältepackungen sollten Sie nicht verwenden, da diese die feinen Kapillargefäße noch mehr verengen. Hautprobleme können außerdem durch zu lange getragenes, feuchtes Inkontinenzmaterial entstehen.
Je nach Krankheitsbild und Immobilitätsstatus hat der Betroffenen das Recht, auf ein für sich geeignete Matratze. Diese können bei der zuständigen Krankenkasse angefordert werden. Hierbei ist es wichtig, sich professionelle Beratung zukommen zu lassen, um ein geeignetes Hilfsmittel zu identifizieren.
Bettlägerige Pflegebedürftige sind zudem durch die mangelnde Bewegung thrombosegefährdet. Um die Entstehung eines Blutpfropfes zu verhindern, muss der Patient regelmäßig gerinnungshemmende Medikamente bekommen und passiv bewegt werden. Wichtig ist auch die ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Positionierung im Bett und eine korrekte Venenkompression. Auch hier hilft Ihnen ein kompetenter Pflegedienst.
Die Empfehlung für einen Positionswechsel des Betroffenen beläuft sich auf alle 2-4 Stunden, um einen Dekubitus vorzubeugen. Dabei ist besonders auf die Hautstellen zu achten, an denen sich zwischen Haut und Knochen wenig Muskelgewebe befindet. Dies sind besonders:
- Fersen
- Zehen
- Knöchel
- Knie
- Beckenkamm
- Kreuzbein
- Wirbelvorsprünge
- Schulterblatt
- Ellenbogen
- Hinterkopf
Richtiges Heben und Bewegen Richtiges Heben und Bewegen
Einen Patienten richtig zu bewegen und hoch zu heben, will gelernt sein. Ein Pflegekurs kann Ihnen helfen, diese Vorgänge rücken- und kräfteschonend durchzuführen. Falsche Handgriffe können bei Ihrem Angehörigen Blutergüsse, Quetschungen oder sogar Brüche verursachen. Um ihn leichter zu bewegen, können Sie Transferhilfen wie Gleitmatten, Drehkissen und Hebegürtel nutzen.
Lassen Sie sich die Anwendung zeigen und üben Sie sie ein, bevor Sie die Bewegungshilfen selbstständig bei Ihrem Angehörigen einsetzen. Achten Sie beim Transfer darauf, dass keine Stolperfallen im Weg sind und weder Ihr Angehöriger noch Sie selbst wegrutschen können.
Beim falschen Heben des zu pflegenden Angehörigen, können nicht nur beim Betroffenen, sondern auch bei der Pflegeperson auf Dauer ernsthafte Schäden entstehen. Dazu gehören:
- Rückenbeschwerden
- Bandscheibenvorfall
- Muskelverhärtungen
Hierbei empfiehlt es sich, besonders Rückenschonend zu arbeiten. Folgende Punkte müssen bei der Mobilisation beachtet werden:
- Das Pflegebett auf die richtige Arbeitshöhe stellen (niemals mit gebeugtem Rücken arbeiten)
- Richtige und für den Angehörigen geeignete Hilfsmittel einsetzen
- Den Angehörigen zur Mithilfe auffordern (alle noch verfügbaren körperlichen- und geistigen Ressourcen nutzen)

Pflegeexperte Florian Seybecke
Fachliche Expertise
Schulungsbeauftragter und Dozent
Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation
Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter
Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege
Ausbildung zum examinierten Altenpfleger