Tipps für pflegende Angehörige: Hygiene im Pflegealltag

Hygiene spielt eine große Rolle im täglichen Pflegealltag. Von der Körperpflege des Pflegebedürftigen hin zur Einhaltung der allgemeinen Hygiene bei der Pflege durch Angehörige. Worauf müssen die Pflegenden hinsichtlich der Hygiene im Pflegealltag achten? Wie können hygienische Bedingungen geschaffen werden? Und wie können Pflegehilfsmittel beantragt werden?

Wohnen-im-Alter hat die wichtigsten Informationen im Ratgeber zur Hygiene im Pflegealltag zusammengefasst.

Körperpflege im Pflegealltag Körperpflege im Pflegealltag

Die tägliche Körperpflege nimmt einen wichtigen Platz im Pflegealltag ein. Eine komplette Körperpflege bei einem pflegebedürftigen Menschen durchzuführen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

Neben der Reinigung des Gesichts und Halses, des Oberkörpers, des Intimbereichs und der Extremitäten zählen auch das Waschen, Kämmen und Frisieren der Haare dazu. Auch die Ohren müssen behandelt und gereinigt werden, dabei sollte besondere Vorsicht geboten sein. Abschließend sollte die Haut eingecremt werden. Zudem müssen auch die Nägel an Händen und Füßen regelmäßig geschnitten und auf Verfärbungen oder andere Auffälligkeiten kontrolliert werden.

körperpflege im pflegealltag

Die Körperpflege unterstützen

Ist der pflegebedürftige Angehörige körperlich noch in einer recht guten Verfassung, sodass er aufstehen und sich an der eigenen Körperpflege beteiligen kann, sind von Seiten des Pflegenden nur einige unterstützende Handgriffe notwendig.

Dabei sollte die Pflegeperson sich bewusst zurückhalten, um die Selbstständigkeit des Angehörigen zu fördern. Auch wenn die Körperpflege dadurch länger dauert, ist dies ein gutes Training. Zudem ist es für das Selbstbewusstsein des Pflegebedürftigen wichtig, möglichst viel selbst zu schaffen.

Körperpflege bei Bettlägerigen

Ist der Angehörige bettlägerig, so stellt die Körperpflege eine größere Aufgabe dar. Daher sollten sich pflegende Familienmitglieder das Waschen zuvor von einem Pflegedienst zeigen lassen und mit dessen Unterstützung einüben, um mögliche Fehler zu vermeiden. In der Praxis entstehen häufig Probleme, die bei einer theoretischen Aneignung von Pflegetipps nicht bedacht wurden.

Zudem muss nicht jeden Tag eine vollständige Waschung durchgeführt werden. Stattdessen können die Haarwäsche, die Körper- sowie die Nagelpflege auf verschiedene Tage aufgeteilt werden.

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Tipp

Bei der täglichen Körperpflege sollte auch die Tagesform des Pflegebedürftigen genutzt werden. Lässt dieser sich beispielsweise ungern die Haare waschen, so kann diese Aufgabe auf einen Tag verlegt werden, an dem das ältere Familienmitglied sich besser fühlt.

Tipps zur Körperpflege

Die Körperpflege ist für jeden Menschen ein intimes Thema. Darauf sollte auch im Pflegealltag Rücksicht genommen werden. Um auch bei der täglichen Körperpflege die Privatsphäre des Pflegebedürftigen aufrecht zu erhalten, können pflegende Angehörige einige Tipps beachten.

Tipps zur Körperpflege

  • Ein Paravent vor dem Bett kann einen intimen Bereich für den Pflegebedürftigen schaffen.

  • Mit Licht und Duftkerzen kann eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden.

  • Die Lieblingsmusik des Pflegebedürftigen kann diesem den Waschvorgang erleichtern.

  • Ist der Pflegebedürftige besonders unruhig, kann ein Film oder eine Fernsehserie für Ablenkung sorgen.

Auf diese Weise können Pflegende für ihre pflegebedürftigen Angehörigen eine angenehme und geschützte Atmosphäre schaffen, in der ihm die tägliche Körperpflege erleichtert und seine Intimsphäre soweit wie möglich gewahrt wird.

Hygiene im Pflegealltag Hygiene im Pflegealltag

Die Hygiene spielt eine entscheidende Rolle im Pflegealltag. Durch hygienische Bedingungen können sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige vor möglichen Krankheiten geschützt werden.

Hygienische Bedingungen schaffen

Um die Hygiene im Pflegealltag zu gewährleisten, sollten pflegende Angehörige vor allem darauf achten, hygienische Grundbedingungen zu schaffen. Dabei ist vor allem die regelmäßige Desinfektion der Hände wichtig. Gerade vor und nach dem Kontakt mit dem Pflegebedürftigen sollte sich die Pflegeperson die Hände desinfizieren. Auch vor dem Reinigen von Körperöffnungen und Wunden sowie vor dem Anreichen von Essen ist eine Handdesinfektion ratsam. Bei Erkrankungen wie auch beim Waschen und Säubern nach dem Stuhlgang sollten zudem Einmalhandschuhe getragen werden.

Auch das regelmäßige Wechseln von Inkontinenzmaterial und Wunderverbänden ist wichtig, damit sich keine Keime ansammeln können. Zum Waschen des Pflegebedürftigen sollten außerdem Einmalwaschlappen verwendet werden.

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Tipp

Pflegende Angehörige sollten darauf achten, ihre Hände regelmäßig mit einer guten Handcreme einzucremen, um den Säureschutzmantel des Haut zu erhalten.

Risiken bei mangelnder Hygiene

Infektionen entstehen bei pflegebedürftigen Menschen vor allem, wenn der Organismus bereits geschwächt ist. In diesem Fall können Bakterien, Viren, Pilze und Würmer sich leichter vermehren und eine Erkrankung verursachen. So sind beispielsweise die Lungen von dauerhaft Bettlägerigen nicht gut belüftet, sodass diese schneller an Lungenentzündungen erkranken.

Wird der Pflegebedürftige nicht richtig gelagert, können Druckgeschwüre entstehen, die sich durch Bakterien infizieren und entzündete Wunden hinterlassen.

Auch bei der Reinigung des Afters muss auf sorgfältige Hygiene geachtet werden, da der Stuhl ansteckende Keime enthalten könnte, die leicht übertragen werden. Dazu zählen zum Beispiel Salmonellen. Durch Harninkontinenz kann es sowohl bei Frauen als auch bei Männern leicht zu Harnwegsinfekten kommen.

Hilfsmittel zur Pflegehygiene Hilfsmittel zur Pflegehygiene

Zur Unterstützung der Hygiene im Pflegealltag können pflegende Angehörige für das pflegebedürftige Familienmitglied Hilfsmittel zur Pflege beantragen. Ist der Pflegebedürftige einem Pflegegrad zugeordnet, so hat er Anspruch auf kostenlose Pflegehilfsmittel bis zu einem monatlichen Beitrag von 40 €.

hilfsmittel zur hygiene

Um die Pflegehilfsmittel zu erhalten, können pflegende Angehörige ihr Hilfsmittelpaket bei einem Sanitätshaus oder im Onlineversand beantragen. Die Menge der jeweiligen Hilfsmittel zur Hygiene kann dabei je nach Bedarf frei zusammengestellt werden. Der jeweilige Lieferant rechnet das Pflegehilfsmittelpaket dann direkt mit der Pflegekasse ab. Reichen die Pflegehilfsmittel nicht aus, kann der Arzt des Pflegebedürftigen weitere verschreiben.

Folgende Pflegehilfsmittel sollten Pflegende für die hygienische Versorgung ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder stets in ausreichender Menge im Haus haben.

Wichtige Pflegehilfsmittel im Alltag

  • Einmalhandschuhe

  • Mundschutz

  • Kleiderschürzen

  • Saugende Betteinlagen

  • Händedesinfektionsmittel

  • Flächendesinfektionsmittel

Abhängig von den Bedürfnissen des Pflegebedürftigen werden unterschiedliche Mengen der einzelnen Produkte benötigt. Daher bieten die Lieferanten unterschiedliche Pakete an Hilfsmitteln für Pflege an.


Hygiene spielt im Pflegealltag eine große Rolle. Dazu zählen sowohl das Schaffen einer hygienischen Umgebung sowie die tägliche Körperpflege. Mit entsprechenden Pflegehilfsmitteln kann die Hygiene im Pflegealltag erleichtert werden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat diesbezüglich eine Empfehlung herausgegeben. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts finden Sie hier: Infektionsprävention in der Pflege.

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Pflegeexperte Florian Seybecke

Pflegeexperte Florian Seybecke

Fachliche Expertise

  • Schulungsbeauftragter und Dozent

  • Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation

  • Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter

  • Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege

  • Ausbildung zum examinierten Altenpfleger

Xing-Profil

Pflegeexperte bei Wohnen im Alter

aktivierende Pflege

Was ist aktivierende Pflege?

Die aktivierende Pflege ein Pflegekonzept, das darauf ausgerichtet ist, den Pflegebedürftige möglichst viele Tätigkeiten selbst ausführen zu lassen, während ihm die Pflegeperson lediglich helfend zur Seite steht, um seine Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.

basale stimulation

Tipps Pflegende Angehörige: Basale Stimulation einsetzen

Kann ein pflegebedürftiger Angehöriger Ihre Worte nicht mehr begreifen, weil er dement oder schwerstbehindert ist, können Sie ihm mit Hilfe der Basalen Stimulation Ihre Mitteilingen mittels Berührungen und Gesten verdeutlichen oder einfach nur Geborgenheit vermitteln.

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Wenn Pflegende zu Pflegefällen werden – Burnout durch Pflege

Pflegende Angehörige sind einer starken Belastung ausgesetzt und sollten erste Anzeichen einer Überlastung ernst nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, ein völliges Burnout zu erleiden.

essen und trinken in der pflege

Essen und Trinken in der Pflege

Auch bei älteren und pflegebedürftigen Menschen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine ausgewogene, auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen abgestimmte Ernährung, die Basis für eine stabile Gesundheit.

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege (FEM)

Jegliche Form von freiheitsentziehenden Maßnahmen, egal ob es sich dabei um Fixierungen aller Art, Wegnahme von Gehhilfen oder die Ruhigstellung durch Medikamente handelt, widersprechen dem persönlichen Recht auf Freiheit und können eine Straftat darstellen.

Tipps für pflegende Angehörige: Thema Gewalt

Etwa 40 % der pflegenden Angehörigen in Deutschland haben in den letzten sechs Monaten Gewalt angewendet, darunter psychische, körperliche Gewalt und Vernachlässigung.