Mobil und Sicher: Autofahren im Alter
Im Alter Auto fahren zu können bedeutet, den Alltag selbstständig zu bewältigen, sich eigenständig zu bewegen und die Freiheit zu genießen – mobil und unabhängig. Viele Senioren möchten daher auch im Alter zurecht nicht auf die Vorteile des Autofahrens verzichten.
Was im Alter bedacht werden muss, um großtmögliche Freude mit dem mobilen Gefährt zu haben und dabei die Sicherheit, sowie die Anforderungen des Straßenverkehrs nicht außer Acht zu lassen, möchte Wohnen im Alter in diesem Ratgeber erklären.
Autofahren im Alter Autofahren im Alter

Besonders in den ländlichen Gegenden sind meist mehr ältere als jüngere Autofahrer vorzufinden. Während jüngere Einwohner häufig aus den unterschiedlichsten Gründen in die Stadt ziehen, bleiben die älteren Einwohner in der bekannten Umgebung wohnen. Durch den Wegfall vieler Ärzte, kleiner Lebensmittelläden oder Freizeiteinrichtungen, müssen die Dorfbewohner mobil bleiben um wichtige Anlaufpunkte des Alltags erreichen zu können.
Auch die Beweglichkeit und körperliche Fitness spielt eine entscheidende Rolle. Egal ob im Dorf oder in der Stadt, kleinere, oder längere Strecken zu bewältigen, kann anstregend sein – ein Fahrzeug gibt die nötige Entlastung. Es müssen so keine Strecken mehr zu Fuß bewältigt, oder schwere Taschen und Körbe lange getragen wegen.
Natürlich gelten die gleichen Vorteile, die auch jüngere Menschen genießen. In ruhigen, abgeschiedenen Wohnorten muss nicht auf die spärliche Verbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln zurück gegriffen werden. Letztlich sind die Bequemlichkeit und Spontanität die das Autofahren auch bei Wind, Regen und Schnee bietet, egal in welchem Alter ein Stück Lebensqualität.
Geeignete Autos für Senioren Geeignete Autos für Senioren
Im Alter kommt es häufig zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die sich auch beim Autofahren bemerkbar machen. Einige Autohersteller haben sich diesen Ansprüchen angenommen und fertigen immer öfter Autos an, die speziell den Anforderungen von älteren Menschen gewachsen sind.
So ermöglichen Autos mit folgenden Kriterien auch im hohen Alter einen besonderen Komfort:
Niedriger Einstieg
Die Gelenke werden immer steifer, die Bewegung ist im Alter eingeschränkt, das Einsteigen ins Auto wird mit der Zeit immer beschwerlicher. Aus diesem Grund sollten Senioren beim Kauf eines optimalen Autos darauf achten, dass der Einstieg niedrig gehalten ist. So kann man sich bequem in den Sitz setzen und läuft keine Gefahr, beim Ein - und Ausstiegstieg ins oder aus dem Auto hängen zu bleiben oder gar zu stolpern.
Höhenverstellbare Sitze
Diese Funktion ist zwar bei fast allen Autos vorgegeben, macht das Autofahren aber angenehm für Menschen mit Rückenleiden. Auch wer im Alter ein paar Zentimeter der Körpergröße Aufgrund von Problemen mit der Wirbelsäule einbüßen musste, freut sich über diese komfortable Funktion des Autos. Hier kann der Sitz so ausgerichtet werden, damit auch längere Fahrten ohne Schmerzen oder gesundheitliche Folgen bleiben.
Niedriger, aber geräumiger Kofferraum
Auch ein niedriger Kofferraum, der einfach zu beladen ist, bietet den älteren Autofahrern einen guten Komfort. Wer im Alter nicht mehr dazu in der Lage ist, schwere Lasten wie Getränkekisten, volle Einkaufstüten oder den eigenen Rollator sicher im Kofferraum zu verstauen, dem fehlt es an Lebensqualität. Ein niedriger Kofferraum, der ausreichend Platz für Rollator, Rollstuhl oder den wöchentlichen Großeinkauf bietet, spricht Senioren besonders an.
Wenig Schnickschnack
Automatischer Parkassistent, Bordcomputer oder getönte Scheiben, was für Autofans tolle Erneuerungen sind, macht den älteren Herrschaften das Leben schwer. Viele sind Jahrzehnte mit Autos ohne viel Technik ausgekommen und möchten auch im Lebensabend diesen Standard beibehalten. Deshalb setzen Autofahrer im Alter auf PKWs, die weniger technische Extras benutzen. Auch die Befürchtung, die Technik nicht korrekt einzusetzen oder sich die verschiedensten Funktionen überhaupt merken zu können, spieen hierbei eine Rolle.
Automatik
Wenn im Alter die Gelenke schmerzen und die Knochen steif werden, kann jede Bewegung schmerzen. Autofahrer mit Erfahrung nutzen dann die moderne Technik, um das Fahren eines Fahrzeugs so komfortabel wie möglich zu machen. Nicht wenige steigen vom Fahrzeug mit Gangschaltung auf Automatik um. Hierbei werden die Hände und Füße geschont, da weder die Kupplung gedrückt, noch ein Gang geschalten werden muss (zumindest nicht während der Fahrt).
Da im Alter mitunter die Reaktionsfähigkeit nachlassen kann, wirkt die Automatikschaltung dem entgegen, da weniger zu beachten ist. Dennoch sollte die Automatikgangschaltung nicht als Wunderwaffe für Ältere gesehen werden. Sie ist gewöhnungsbedürftig und nicht für jeden das richtige.
Weitwinkelspiegel
Den Schulterblick nicht vergessen – das haben uns die Fahrlehrer immer wieder klar gemacht. Wenn im Alter jedoch die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, kann der Schulterblick zur schmerzhaften Angelegenheit werden. Weitwinkelspielgel helfen älteren Fahrern, den Straßenverkehr aus allen Blickwinkeln im Auge halten zu können. Den Schulterblick sollte man dennoch, so gut es geht ausführen, um nicht zur Gefahrenquelle für andere Teilnehmer des Straßenverkehrs zu werden.
Veränderungen beim Autofahren im Alter Veränderungen beim Autofahren im Alter

Im Alter wird alles anders. Nicht nur dass es im Rücken zwickt, auch die Gelenke wollen nicht mehr so, und die Augen werden auch immer schlechter. All diese Veränderungen wirken sich auch auf die Eigenschaften als Autofahrer aus. Dies soll jedoch nicht heißen, dass sich jenseits der 80 Jahre nicht mehr hinter ein Steuer gesetzt werden kann. Vielmehr sollte jeder Senior, der lange Zeit mit dem PKW mobil bleiben möchte, die Veränderungen von Körper und Geist aufmerksam beobachten. Wer noch geistig und körperlich fit ist, der hat sicherlich noch bis ins hohe Alter große Freude am Autofahren.
Wenn die Sehkraft schwindet, wird es im Straßenverkehr gefährlich
Im Alter lässt die Kraft der Augen nach. Für den im Straßenverkehr aktiven Senior bedeutet dies, dass er durch die Verschlechterung des Sehvermögens das Geschehen oft nur noch unscharf erkennen kann. Im Straßenverkehr kann dies natürlich verheerende Folgen mit sich bringen. Deshalb plädieren manche Politiker schon lange für eine regelmäßige Kontrolle der Augen aller Autofahrer, denn die Beeinträchtigung der Sehkraft kann schon in jüngeren Jahren auftreten.
Ebenfalls kann im Alter die Tränenflüssigkeit seltener produziert werden, was eine Austrocknung des Auges zur Folge hat. Es ist dann lichtempfindlicher und reagiert schneller auf eine Blendung. Dies kann beim Fahren gegen das Sonnenlicht den Fahrer nachteilig beeinträchtigen. Gleichwohl ist das Auge im Alter häufig nicht mehr in der Lage in der Dunkelheit unterschiedliche Lichtstärken klar zu definieren. Autofahrten in der Nacht werden daher im Alter immer schwieriger.
Wer weiterhin klare Sicht im Straßenverkehr behalten möchte, der sollte sich freiwillig regelmäßig von einem Optiker oder Augenarzt untersuchen lassen. Der Fachmann kann feststellen ob eine Beeinträchtigung der Sehkraft vorliegt und diese mit einer Brille oder medizinischen Mitteln beheben.
Info
Eine regelmäßige Untersuchung kann auch Aufschluss darüber geben, wie sicher eine ältere Person hinter dem Steuer ist.
Eingeschränkte Bewegung erschwert das Fahren eines Fahrzeugs
Die Schulter tut weh oder die Arme sind schwer. Solche Leiden kennt fast jeder ältere Mensch. Beim Autofahren merkt der gestandene Fahrer dann auch, dass sich die Bewegungen nicht mehr so ausführen lassen wie im jungen Alter. Dies kann zur Folge haben, dass das Bewegen des Fahrzeugs zur Last wird.
Das Verdrehen der Rückenmuskulatur kann schmerzhaft sein, wenn ohnehin ein altersbedingtes Leiden vorliegt – ein Problem gerade beim rückwärts einparken. Auch der Schulterblick kann bei Fahrern mit gesundheitlichen Problemen zur Last werden. Mit den vorher beschriebenen Extras kann dies aber durch technische Hilfsmittel ausgeglichen werden.
Wenn die Aufmerksamkeit nachlässt
Im Alter brauchen viele Menschen einfach mehr Zeit, um Eindrücke verarbeiten zu können. Die kognitiven Leistungen lassen mit zunehmenden Alter nach. Im rasanten Straßenverkehr kann dies zur Folge haben, dass der Senior hinter dem Steuer nicht schnell genug reagieren kann. Zahlreiche Verkehrsteilnehmer wollen schnell zu ihrem Ziel kommen, die Reaktionszeit eines älteren Teilnehmers des Straßenverkehrs kann dann zu gefährlichen Situationen führen.
Beeinträchtigung durch Medikamente
Wer nicht selbst kritisch darauf achtet, ob er das Autofahren problemlos beherrscht, bringt sich selbst und andere in Gefahr. Auch wenn regelmäßig Medikamente eingenommen werden, sollte überprüft werden, ob diese die Teilnahme am Straßenverkehr beeinträchtigen. Falls Unsicherheit darüber besteht, sollte bei einem Arzt oder Apotheker Beratung eingeholt werden.
Info
Studien des Statistischen Bundesamts belegen, dass das Unfallrisiko der älteren Menschen im Vergleich zum Durchschnitt der Gesamtbevölkerung 2017 nur etwa halb so hoch ist. Jedoch erleiden ältere Menschen im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen als jüngere.
Mehr Sicherheit für Senioren Mehr Sicherheit für Senioren
Wenn Fahrer auch noch bis ins hohe Alter hinter dem Steuer sitzen möchten, können sie aktiv etwas dafür tun, dass die Autofahrt weiterhin sicher ist. Die regelmäßige Untersuchung beim Hausarzt sowie auch eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung sollte eingehalten werden. Hier können körperliche Einschränkungen schnell erkannt, und oftmals auch behoben werden. So steht dem Ausflug mit dem eigenen PKW nichts mehr im Wege.
Wer nicht beurteilen kann, ob die Fahrkünste noch ausreichen, um sich selbst und andere sicher durch den Verkehr zu transportieren, sollte die Mitfahrer nach Schwächen oder fehlerhaften Reaktionen befragen.
Außerdem bieten Fahrschulen, der ADAC oder andere Institutionen, wie der Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. oder der Deutsche Verkehrswacht e.V. Fahrstunden und Informationsveranstaltungen für Senioren an. Hier können selbst erfahrene Autofahrer mit Begleitung eines professionellen Lehrers selbst testen, wie sicher sie sich noch in unterschiedlichen Situationen des Straßenverkehrs verhalten.
Egal ob Senioren mit dem Auto, Fahrrad oder als Fußgänger unterwegs sind, in den Veranstaltungen der genannten Institutionen werden alle Themen rund um die Sicherheit im Straßenverkehr besprochen. Dort erfahren sie, wie sie ihre eigene Sicherheit verbessern und Gefahren schneller erkennen können, lernen neue Verkehrsregeln sowie mehr über die technische Ausstattung eines Autos kennen.
Mithilfe des Fragebogens „SAFE“ von der DGGPP (Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V.) kann der zuständige Hausarzt die Fahrtüchtigkeit prüfen. Der Test beinhaltet Fragen zu:
- Unfällen
- Beifahrersicherheitsgefühl (Angehörige befragen)
- Bewältigung von Alltagsaktivitäten
- Sehvermögen
- HWS-Beweglichkeit
- Kognitive Leistungsfähigkeit und Flexibilität
Ein Selbsttest zu Fahrtüchtigkeit findet sich in Broschüren der Broschüre der AFI (Alzheimer Forschung Initiative e.V.).
Info
Der TÜV bietet ebenfalls kostenpflichtige Leistungsüberprüfungen für ältere Autofahrer an.
Gesundheitscheckliste für autofahrende Senioren Gesundheitscheckliste für autofahrende Senioren
Die Gesundheit spielt beim Autofahren eine wesentliche Rolle. Das gilt für Senioren genauso wie für jüngere Menschen. Doch da die gesundheitlichen Beschwerden im Alter zunehmen, sollte hier besonders darauf geachtet werden. Schließlich kann ein Verkehrsunfall den Senior und andere Verkehrsteilnehmer schwer verletzen.
Das Alter sagt wenig über die Fitness und über die Fahrtüchtigkeit aus, daher sollten ab dem 50. Lebensjahr folgende Punkte überprüft werden:
Sehstärke
Funktionieren die Augen noch in der Dämmerung und in der Dunkelheit? Empfohlen ist der Test ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich.
Hörsinn
Die Ohren sollten ab 60 Jahren alle 2 Jahre getestet werden. Vor allem hohe Töne müssen wahrgenommen werden, da diese für das Richtungshören notwendig sind.
Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit
Tests gibt es bei Begutachtungsstellen für Fahreignung oder bei einigen Betriebs- und Arbeitsmedizinern. Autofahrer sollten ihre Konzentrationsfähigkeit und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung überprüfen lassen.
Autofahrer mit chronischen Krankheiten
Senioren sollten mit dem Hausarzt besprechen, ob Erkrankungen und verordnete Medikamente die Fahrtüchtigkeit einschränken.
Schulterblick überprüfen lassen
Informationen und Online-Test unter https://www.dvr.de/programme/kampagnen/aktion-schulterblick. Anzumerken ist jedoch, dass dieser Test nur eine Orientierung bietet und eine Untersuchung und Beratung des Arztes nicht ersetzen kann.

Pflegeexperte Florian Seybecke
Fachliche Expertise
Schulungsbeauftragter und Dozent
Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation
Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter
Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege
Ausbildung zum examinierten Altenpfleger