Liebe und Sex im Alter - Tipps für ein erfülltes Leben
Auf Liebe und Sex muss auch im fortgeschrittenen Alter nicht verzichtet werden. Gerade wenn gewisse Bedürfnisse existieren, sollten diese Ernst genommen und besonders in einer Partnerschaft kommuniziert werden.
Wohnen im Alter informiert in diesem Ratgeber unter anderem über die Eigenarten der Liebe im Alter, liefert Hinweise zur sexuellen Erfüllung für Personen jenseits der Lebensmitte und gibt Tipps für die Partnersuche in den besten Jahren.
Zärtlichkeit und Kommunikation Zärtlichkeit und Kommunikation
Die Sexualität ändert sich mit fortschreitendem Alter und viele Paare setzen neue Prioritäten. Hormonelle Veränderungen verringern die Lust und beeinflussen die Häufigkeit sexuellen Kontakts. Während das rein körperliche Verlangen nachlässt, gewinnt das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten in der Regel an Bedeutung.

In vielen langjährigen Beziehungen kann es durch äußere Umstände oder innere Gegebenheiten passieren, dass sich ein Partner komplett zurückzieht und keinerlei Austausch sexueller Intimitäten mehr wünscht. In solch einem Fall ist Schweigen nicht der zielführende Weg. Die Basis für ein erfülltes Sexleben bildet eine glückliche und vertrauensvolle Beziehung, in der wichtige Themen miteinander ausgetauscht werden.
Damit eine Partnerschaft am Bedürfnis nach mehr Zärtlichkeit oder Sexualität nicht zerbricht, ist es erforderlich, offen miteinander über die Bedürfnisse zu sprechen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen, die für beide Seiten geeignet sind. Eine Beschränkung der Intimität auf den Austausch von Zärtlichkeiten wie Streicheln und Küssen oder die Nutzung von sexuellen Dienstleistungen, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der Partner damit absolut einverstanden ist, kann ein Ansatz sein.
Grundsätzlich gilt, dass eine ungenügende oder nicht stattfindende Kommunikation die Beziehung negativ beeinträchtigt und unnötig zu einem unbefriedigenden Dasein führt. Gerade Menschen der älteren Generation sollten in einer Partnerschaft ein offenes Gespräch über das sehr persönliche Thema führen.
Sex im Alter ist nicht nur erwiesenermaßen gut für das Gehirn, sondern durch mehr Zeit und Erfahrung, eventuell nicht erforderliche Verhütungsmittel und gesunden Egoismus wird das Sexualleben im fortgeschrittenen Alter zu einer der befriedigendsten Phasen des gesamten Lebens.
Partnersuche bei älteren Singles Partnersuche bei älteren Singles
Wird die Zweisamkeit durch den Tod des Partners oder eine Trennung beendet, können neben den vielen Möglichkeiten des realen Lebens, beispielsweise wie das klassische Aufeinandertreffen in einem Café, auch Internetplattformen, Zeitungsannoncen oder Partnerschaftsvermittlungen zum Kennenlernen potenzieller neuer Partner genutzt werden.

Viele Angebote richten sich speziell an Menschen der älteren Generation. Reifere Personen suchen eher eine dauerhafte Beziehung und seltener nur ein kurzes Abenteuer. Bei der Partnersuche im fortgeschrittenen Alter spielen Unsicherheiten und Ängste eine bedeutende Rolle.
Häufig fühlen sich Singles ab 50 Jahren nicht mehr so attraktiv wie in früheren Zeiten oder sie befürchten, dass ihnen nach einer langen Partnerschaft die Fähigkeiten zum erfolgreichen Flirten abhandengekommen sein könnten. Dann hilft ein selbstbewusstes Herangehen an die Sache und die Bewusstmachung, dass der zukünftige Partner sich in genau derselben Situation befindet.
Da Alleinstehende jenseits der 50 vorrangig jemanden suchen, um intensive Gespräche zu führen und gemeinsame Hobbys ausleben zu können, ist die Attraktivität dieser Person nicht entscheidend. Die Partnersuche für Senioren ist umso erfolgreicher, je aktiver der Suchende ist. Singles über 60 Jahre sind nicht selten bereits aus dem Berufsleben ausgestiegen und haben nun ausreichend Zeit, sich ihren Hobbys zu widmen.
Der Beitritt in einen Verein, die Teilnahme an Ausflügen einer Wandergruppe oder der Besuch von Seniorentreffs sind nur wenige Beispiele der vielzähligen Möglichkeiten, neue Menschen und damit eventuell den zukünftigen Partner kennenzulernen. Auch Aktivitäten, in denen ein direkter Austausch gefordert ist, wie bei einem Sprach- oder Tanzkurs, helfen auch im fortgeschrittenen Alter dabei, schnell neue Kontakte zu knüpfen.
Bevor sich Suchende blindlings in eine neue Beziehung stürzen, sollten sie sich Zeit nehmen, um herauszufinden, wie die eigenen Vorstellungen, Wünsche und Ziele von einem gemeinsamen Leben aussehen könnten.
Online-Kontakt
Das Internet ist eine ideale Kontaktbörse. Potentielle Partner können aus einem großen Pool von Profilen nach gemeinsamen Interessen und persönlichen Kriterien vorsortiert werden. Eine erste Kontaktaufnahme gelingt meist schnell und unkompliziert. ElitePartner oder 50Plus-Treff sind gute Anlaufstellen.
Sex im Pflegeheim Sex im Pflegeheim
Im Pflegeheim hat man die Möglichkeit einen Sexual-Betreuer/inn hinzuzuziehen. Diese bieten Dienste an, um die Sexualität des Bertoffenen zu befriedigen und Sinne zu stimulieren. Ob und im welchen Umfang diese Betreuer/innen zur Verfügung stehen, hängt vom jeweiligen Pflegeheim ab.
Sex bei Herzschwäche Sex bei Herzschwäche
Wenn der Sexualpartner unter einer Herzschwäche leidet, muss nicht unbedingt auf anstrengende Praktiken verzichtet werden. Personen mit Herzinsuffizienz sollten auf die Signale ihres Körpers achten. Sex ist in etwa genauso anstrengend wie das gewöhnliche Staubsaugen. Wer diese Hausarbeit ohne große Probleme leisten kann, ist auch für sexuelle Handlungen geeignet.
Ein anfangs ruhiges Vorgehen und das Wählen passender Stellungen ist zu empfehlen. Beim starken Ringen nach Luft oder zu hohem Puls ist eine Pause ratsam. Menschen mit einer instabilen Herzinsuffizienz sollten vorerst abwarten, bis die eingenommen Medikamente optimal eingestellt sind.
Wenn beim Sex tatsächlich Herzinsuffizienz-Symptome auftreten, sollte der Akt abgebrochen und das Gespräch mit einem fachkundigen Mediziner gesucht werden. Die Nachfrage beim behandelnden Arzt kann Aufschluss geben, ob das Ausüben sexueller Handlungen eine Gefährdung für Leib und Leben darstellt.
Liebe und Sexualität bei Demenzerkrankungen Liebe und Sexualität bei Demenzerkrankungen
Mit einer Demenzerkrankung hört das Interesse an sexuellen Aktivitäten nicht unbedingt auf. Das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zärtlichkeit kann besonders groß werden, da die Krankheit von Vergessen und Verlustängsten geprägt ist.
Anfangs hat die Erkrankung kaum Einfluss auf die Intimität in der Beziehung, sobald jedoch die körperliche Pflege des Partners im weiteren Verlauf der Krankheit zu einem festen Bestandteil des Tagesablaufs wird, ändert sich häufig die sexuelle Anziehung. Bedürfnisse und Gefühle kann man nicht erzwingen und ein verändertes Empfinden ist völlig normal.
Da sich Sexualität auf unterschiedliche Weise ausdrücken kann, ist körperliche Zuneigung, beispielsweise in Form von einem Streicheln der Hände oder innige Umarmungen, eine sinnvolle Alternative zum Geschlechtsakt. Intimer Kontakt ist bei fortgeschrittener Demenz vollkommen in Ordnung, wenn beidseitiges Einverständnis gegeben ist.
Bei Demenzerkrankten kommt es im späteren Verlauf häufig zu einem enthemmten Verhalten in Bezug auf die Sexualität. Pflegekräfte sind nicht selten in Situationen gefordert, in welchen sie sich gegen sexuelle Übergriffe wehren müssen.
Selbstbefriedigung: Ein ganz normales Verhalten Selbstbefriedigung: Ein ganz normales Verhalten
Wenn alleinstehende Personen keine neue Beziehung wünschen oder die Partnersuche noch nicht erfolgreich war, ist die Selbstbefriedigung ein sinnvolles Mittel, um sexuelle Bedürfnisse zu stillen. Obwohl es gängige Praxis ist, ist dieses Thema für viele Menschen noch immer ein Tabu.
Besonders im fortgeschrittenen Alter leben viele Personen aus den unterschiedlichsten Gründen allein. Ohne einen Partner bleibt die Anwendung der Selbstbefriedigung eine geeignete Alternative, um erotische Gelüste zu befriedigen.
Neben der Selbsterhaltung ist das sexuelle Verlangen der stärkste Trieb des Menschen. Dieser Lust in regelmäßigen Abständen nachzugehen ist ein ganz normaler Vorgang, der vorhandene Spannungen abbaut, für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt sorgt und zu einem gesunden Leben dazugehört.
Um das sexuelle Bedürfnis allein zu befriedigen, sollte eine möglichst entspannte Atmosphäre geschaffen werden, in welcher man vollkommen ungestört ist. Zur Stimulation eignen sich erotische Filme oder Magazine. Auch Bücher mit anregenden Geschichten können die Lust erwecken.
Die größte Stimulation liefert letztendlich das eigene Gehirn. Indem man sich sexuelle Begegnungen oder erregende Situationen vorstellt, wird das Lustempfinden enorm gesteigert. Der Einsatz von sogenanntem Sexspielzeug kann hilfreich sein und sollte bei wirklichem Interesse erst einmal getestet werden.

Pflegeexperte Florian Seybecke
Fachliche Expertise
Schulungsbeauftragter und Dozent
Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation
Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter
Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege
Ausbildung zum examinierten Altenpfleger