Ratgeber Intensivpflege zu Hause

Wenn Menschen schwer erkranken, ist meist eine entsprechende Versorgung nötig. Viele Betroffene brauchen eine spezielle Betreuung und müssen in der Regel 24 Stunden am Tag überwacht und gepflegt werden.

Durch neue Gesetze können stark pflegebedürftige Menschen mittlerweile auch im häuslichen Umfeld über einen ambulanten Pflegedienst versorgt werden.Wohnen im Alter beantwortet in diesem Ratgeber die wichtigsten Fragen zu den Themen der häuslichen Intensivpflege.

Was ist häusliche Intensivpflege? Was ist häusliche Intensivpflege?

Mit der Intensivpflege wird die gesamte Versorgung und Gesundheitspflege bezeichnet, welche bei lebensbedrohlichen und akuten Erkrankungen durchgehend gewährleistet werden muss. Schwer beeinträchtigte Menschen müssen eventuell beatmet oder mit einem speziellen Katheter Oral/ Endotracheal abgesaugt werden. Eine stationäre Behandlung in einer Klinik ist in diesen Fällen nicht unbedingt erforderlich.

Wenn die Genesung aus medizinischer Sicht abgeschlossen ist oder durch den stationären Aufenthalt keine weiteren Erfolge erzielt werden können, ist die häusliche Intensivpflege eine Möglichkeit für die weitere Betreuung der Patienten. Für die intensivpflegerische Überwachung und Versorgung schwersterkrankter Menschen rund um die Uhr gibt es diverse Intensivpflegedienste.

Eine ständige Pflege und Überwachung ist notwendig, um lebensbedrohliche Situationen für den Patienten zu vermeiden beziehungsweise direkt zu bemerken und dadurch lebensrettende Maßnahmen unmittelbar und fachkundig einzuleiten. Die außerklinische Versorgung kann neben dem eigenen Zuhause auch in einer speziellen Wohngemeinschaft erfolgen.

Da jeder Patient und sein Krankheitsverlauf einzigartig sind, wird die Pflege situationsbedingt und individuell auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten. Für Betroffene und ihre Familien wird die Entscheidung, sich in der häuslichen Umgebung pflegen zu lassen, äußerst grundlegende Veränderungen im täglichen Zusammenleben mit sich bringen.

Für wen ist die außerklinische Intensivpflege geeignet? Für wen ist die außerklinische Intensivpflege geeignet?

Die ambulante Intensivpflege außerhalb einer Klinik ist für eine Vielzahl von Patienten eine sinnvolle Alternative zur stationären Behandlung. Für die Intensivpflege im eigenen Heim kommen unter anderem beatmungspflichtige Patienten beziehungsweise Personen die einen permanenten intensivpflegerischen Interventionsbedarf benötigen. Folgende Krankheiten können diesen erfordern:

  • respiratorische Insuffizienz

  • Tumorerkrankungen

  • chronisch verengten Bronchial- und Lungenwegen (COPD)

  • Querschnittgelähmte

  • Patienten im Wachkom

  • Schädel-Hirn-Traumata

  • neurologische Erkrankungen

  • Menschen mit Herzrhythmusstörungen

  • extremes Übergewicht oder ein verformter Brustkorb

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Künstliche Ernährung

Durch die Erkrankung kann eine Situation entstehen, in der ein Angehöriger keine oder nicht ausreichend Nahrung schlucken oder über den Magen-Darmtrakt aufnehmen kann. Stattdessen kann dieser über eine Magensonde oder einen Venenkatheter mit einer Nährstofflösung versorgt werden, die direkt ins Blut geht.

Da die Speziallösungen stark konzentriert sind, müssen sie über eine größere Körpervene zugeführt werden. Hierbei muss ständig darauf geachtet werden, dass sich der Zugang nicht entzündet.

Wird die häusliche Intensivpflege gefördert? Wird die häusliche Intensivpflege gefördert?

Die gesetzliche Grundlage für die intensive Pflege im eigenen Haus findet sich im SGB V, § 37. Für die Beantragung einer Betreuung im gewohnten Umfeld wird eine Verordnung für häusliche Krankenpflege benötigt, welche der behandelnde Mediziner in der Klinik ausstellt.

Die Kosten für die ambulante Intensivpflege in den eigenen vier Wänden übernimmt die Pflegekasse und Krankenkasse. Dabei gilt es, die Leistungen für Grund- und Behandlungspflege sowie die hauswirtschaftliche Versorgung zu differenzieren. Die Miete für die Versorgung in Wohngemeinschaften muss der Patient selbst tragen, es können jedoch Wohngeldzuschüsse bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden.

Bei der Intensivpflege von Beatmungspatienten umfasst die Behandlungspflege die Überwachung der Beatmungsmaschine, das Absaugen über die sogenannte Trachealkanüle und die Wundversorgung durch den Pflegedienst. Dabei ist insbesondere die Anerkennung der benötigten Zeiten für die Versorgung und Überwachung durch geschultes Fachpersonal maßgebend.

Für die Kostenübernahme der Grundpflege werden Sachleistungen aus der Pflegeversicherung beantragt. Leisten Angehörige die Grundpflege eines Patienten selbst, erhalten diese das zugesprochene Pflegegeld.

Wer kann die häusliche Intensivpflege ausüben? Wer kann die häusliche Intensivpflege ausüben?

Wer kann die häusliche Intensivpflege ausüben?

Die außerklinische Intensivpflege wird von Intensivpflegediensten durchgeführt, die sich auf die permanente Überwachung und Versorgung von schwer kranken Menschen spezialisiert haben. Bei Interesse können sich auch pflegende Angehörige fachlich schulen lassen, um Aufgaben zu übernehmen.

Dies kann einigen Patienten eine enorme Erleichterung bringen, insbesondere wenn das Schamgefühl sehr ausgeprägt ist. Das Personal der Intensivpflegedienste besteht aus examinierten Fachkräften, die eine dreijährige Ausbildung im medizinischen Bereich durchlaufen haben wie beispielsweise Pflegefachpersonen (Gesundheits- und Krankenpfleger/ innen, Altenpfleger/ innen) mit einer intensivpflegerischen Weiterbildung.

Welche Vorteile bietet die Intensivpflege im häuslichen Umfeld? Welche Vorteile bietet die Intensivpflege im häuslichen Umfeld?

Das Ziel der Intensivpflege im eigenen Heim ist, die Patienten wieder in den familiären Alltag zu integrieren und ihre Lebensqualität auf diese Weise zu verbessern. Nicht selten ändert sich der Gesundheitszustand eines schwer erkrankten Menschen im gewohnten Umfeld zum Positiven. Familie und Freunde sind in der Nähe und können der pflegebedürftigen Person Mut und Lebenswillen zusprechen.

Die Übernahme der entstehenden Kosten bei der Beauftragung eines Intensivpflegedienstes wird größtenteils durch die Krankenkasse und Pflegekasse gewährleistet und ermöglicht auch weniger vermögenden Betroffenen und Angehörigen diese Art der Versorgung.

Was ist die Beatmungspflege? Was ist die Beatmungspflege?

Was ist die Beatmungspflege?

Es gibt Patienten, die permanent oder über einen gewissen Zeitraum auf die Hilfe von Beatmungsgeräten angewiesen sind. Um den betroffenen Menschen trotz der schweren Krankheit ein selbstbestimmtes Leben im heimischen Umfeld zu ermöglichen, kann die sogenannte Beatmungspflege in Anspruch genommen werden.

Die Höhe des Pflegeaufwands ist dabei abhängig vom individuellen Krankheitsbild. Die Beatmungspflege kann erst im fortgeschrittenen Alter, aber auch bereits bei Kindern erforderlich sein. Bei der Beatmungspflege übernimmt speziell ausgebildetes Personal die Versorgung und Überwachung des Patienten, welches rund um die Uhr die ordnungsgemäße Funktionsweise der Beatmungsgeräte im Auge behält.

Die Einstellungen des Beatmungsgerätes und die Art der häuslichen Beatmung legt der behandelnde Facharzt fest. Bei Veränderungen des Gesundheitszustands eines Patienten wird die entsprechende Beatmungspflege in Absprache mit dem verantwortlichen Mediziner angepasst.

Beatmungsmethoden und -voraussetzungen Beatmungsmethoden und -voraussetzungen

Wenn die Lunge durch eine gestörte Sauerstoffaufnahme oder Beeinträchtigungen der Atemmuskulatur nicht mehr richtig arbeitet, muss eine künstliche Beatmung eingesetzt werden. Atemnot kann plötzlich auftreten, aber sich auch schleichend über Monate oder Jahre hinweg aufbauen. Künstliche Beatmung kann invasiv durch einen Luftröhrenschnitt mit eingesetzter Trachealkanüle erfolgen, aber auch über eine Mund-Nasenmaske

Je nach Schwere und Indikation des Krankheitsbild wird die Invasive (über Tubus oder Trachealkanüle) oder die nicht-invasive Beatmung „NIV“ (Mund-Nasenmaske) angewendet.

Um die Invasive oder nicht-invasive Beatmung daheim durchführen zu können, muss ein passender Raum vorhanden sein, der entsprechend eingerichtet ist, und spezielles Pflegepersonal sowie geschulte Angehörige, die sich rund um die Uhr um den Patienten kümmern können.

Ein pflegender Angehöriger benötigt zwingend ein Team von 3 jährig examinierten Pflegefachkräften, die eine intensivpflegerische Weiterbildung in diesem Bereich vorweisen können und an jährlichen Fortbildungen teilnehmen. Die Heimbeatmung muss perfekt organisiert sein, damit sie einwandfrei funktioniert.

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Probleme bei der nicht-invasiven Beatmung

Bei der nicht-invasiven Beatmung muss darauf geachtet werden, dass die Maske bequem und dicht sitzt, damit keine Luft austritt und in die Augen strömt, da diese sich dadurch entzünden könnten. Außerdem darf die Maske keine Druckstellen hervorrufen.

Auch kann bei der NIV Luft in den Magen geraten und dort lästige Blähungen, Übelkeit und Völlegefühl hervorrufen, die mit gasbindenden Mitteln behoben werden können. Dennoch bleibt die Beatmung per Maske die beste Lösung für die Heimbeatmung.

Intensivpflegedienste finden

Weiterführende Informationen

Pflegeformen im Überblick

Pflegeexperte Florian Seybecke

Pflegeexperte Florian Seybecke

Fachliche Expertise

  • Schulungsbeauftragter und Dozent

  • Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation

  • Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter

  • Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege

  • Ausbildung zum examinierten Altenpfleger

Xing-Profil

Pflegeexperte bei Wohnen im Alter

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