Einsamkeit im Alter
Einsamkeit im Alter - ein Problem, das auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt. Vor allem Hochaltrige und Frauen sind davon betroffen.
Welche Ursachen und Risiken gibt es? Welche Wege führen aus der Einsamkeit?
Wohnen im Alter gibt in diesem Ratgeber einen Überblick zum Thema Einsamkeit im Alter.
Ursachen von Einsamkeit Ursachen von Einsamkeit
Die Ursachen von Einsamkeit sind vielfältig. Einsamkeit im Alter entsteht vor allem dann, wenn sich das gewohnte Lebensumfeld schnell verändert. Erkrankungen, Todesfälle oder Trennung können der Auslöser für solche grundlegenden Veränderungen sein.
Für ältere Menschen ist die eigene Familie oftmals ein zentraler Bezugspunkt. Die eigenen Kinder, Enkelkinder und der Ehepartner füllen das Sozialleben aus. Ziehen die Kinder aber weiter weg oder haben diese zu viel mit ihrem eigenen Leben zu tun, entfällt ein großer Teil des sozialen Miteinanders. Verstirbt dann auch noch der Ehepartner oder kommt es zu einer Trennung, droht den älteren Menschen die Vereinsamung.
Laut Statistik lebten im Jahr 2022 jede dritte Person über 65 Jahren allein. Mit steigendem Alter nehmen die Einpersonenhaushalte zu. In der Altersgruppe der über 85 Jährigen sind es sogar über die Hälfte.
Doch auch eine Erkrankung oder eine eingeschränkte Mobilität beispielsweise in Folge eines Unfalls können zu Einsamkeit führen. Oftmals isolieren sich ältere Menschen im Krankheitsfall, ist die Krankheit von Dauer, kann dies fatale Folgen haben. Wer aufgrund von einer Erkrankung oder wegen eines Unfalls nur eingeschränkt mobil ist, verlässt meist nur selten das Haus und entzieht sich so sozialer Teilhabe.
Risiken von Einsamkeit Risiken von Einsamkeit
Wie riskant Einsamkeit ist, zeigen verschiedene Studien. Eine amerikanische Untersuchung belegte jüngst, dass Einsamkeit den gleichen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben kann, wie Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht.
Doch vor allem das Risiko, an Depressionen zu erkranken, wird durch Einsamkeit massiv verstärkt. Ist ein älterer Mensch erst einmal in diesem Kreislauf gefangen, so kann er diesem oft nur schwer entkommen. Zudem werden bereits vorhandene Symptome und Probleme durch Depressionen weiter verstärkt. Der betroffene Senior zieht sich noch weiter zurück, isoliert sich und gelangt nicht selten in eine gefährliche Abwärtsspirale. Umso wichtiger ist es, dem Gefühl von Einsamkeit bewusst entgegenzutreten und etwas dagegen zu unternehmen.

Wege aus der Einsamkeit Wege aus der Einsamkeit
Raus aus der Einsamkeit, das möchten viele ältere Menschen - nur wie? Ein Rückgriff auf einen früheren Freundeskreis, einstmals ausgeübte Hobbys oder die Teilnahme an sozialen Aktivitäten können eine Lösung sein. Letztlich führt der schnellste Weg aus der Einsamkeit über die Frage nach den eigenen Wünschen und Interessen, welche die Basis für eine ansprechende Freizeitgestaltung ist. Denn wer Freude hat an dem, was er tut, fühlt sich automatisch auch weniger einsam.
Tipps gegen Einsamkeit
Familie und Freunde aktivieren - Der vielleicht einfachste Tipp gegen Einsamkeit besteht darin, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Das gemeinsame Familienessen am Sonntag, der wöchentliche Kaffeetreffen mit den besten Freunden, der Fußballabend mit den Kumpels - nur einige Beispiele für gemeinsame Aktivitäten, die die Woche füllen und Vereinsamung entgegenwirken. Um die eigenen Kinder und Enkelkinder über soziale Medien zu erreichen, eignet sich beispielsweise ein Seniorentablet.
Einen Seniorentreff besuchen - Ist der Freundeskreis begrenzt und keine Familie in greifbarer Nähe, können Seniorentreffs eine gute Möglichkeit sein, sozialen Anschluss zu finden. Solche Treffen finden in beinahe jedem Ort statt. Kirchen, Seniorenheime und andere caritative Einrichtungen sind hierfür meist die richtige Anlaufstelle. Bei gemeinsamen Spielenachmittagen, Kaffeeklatsch oder Ausflügen können sich Senioren mit anderen Menschen ihres Alters austauschen und Freundschaften knüpfen.
Ein Haustier anschaffen - Dass Haustiere einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen ausüben, ist längst kein Geheimnis mehr. Wieso sollten nicht auch ältere Menschen davon profitieren? Ein Haustier leistet Gesellschaft und spendet Trost in einsamen Stunden. Zudem vermittelt es seinem Frauchen oder Herrchen das Gefühl, gebraucht zu werden. Wer sich kein eigenes Haustier anschaffen möchte, kann alternativ auch eine Patenschaft für ein Tier im Tierheim übernehmen.
Ein Ehrenamt ausüben - Wer seine Zeit mit etwas Sinnvollem füllen möchte, für den ist ein Ehrenamt womöglich eine Option. Ob als Leih-Oma oder Leih-Opa, Hausaufgabenhilfe, Stadtführer, Helfer in der Suppenküche oder in gemeinnützigen Vereinen. Bei der Vielzahl an Möglichkeiten ist für jeden die passende Aufgabe dabei. Viele finden in ihrem Ehrenamt eine Aufgabe fürs Leben, die erfüllt und glücklich macht.
Ein Hobby aufnehmen - Nirgendwo findet man schneller und leichter Anschluss als in einem Verein. Musikverein, Karnevalsverein oder Sportverein - gemeinsame Interessen verbinden. So können Senioren nicht nur etwas für ihr Sozialleben tun, sondern gleichzeitig auch noch einer freudebereitenden Tätigkeit nachgehen. Wer sich sportlich betätigen möchte, der kann in einem Sportverein, einem Fitnessstudio oder in speziellen Fitnesskursen für Senioren an der Volkshochschule etwas für seine Gesundheit tun. Auch ein eigener Garten kann eine erfüllende Freizeitbeschäftigung sein.
Ein Senioren Studium beginnen - Man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen. Wer schon immer einmal studieren oder sich in einem bestimmten Bereich weiterbilden wollte, hat im Alter die Chance dazu. Egal ob mit einem Gasthörer Studium oder als Senioren Student - die Möglichkeiten sind vielfältig und für jeden ist etwas dabei.
Reisen unternehmen - Mit Seniorenreisen etwas von der Welt sehen! Das ist der Traum vieler älterer Menschen. Hatte man im Berufsleben zu viele Verpflichtungen oder war familiär gebunden, besteht im Ruhestand die Möglichkeit, nach Herzenslust zu reisen. Wer alleine ist und keinen Reisepartner findet, der kann sich beispielsweise speziell für Senioren konzipierten Gruppenreisen anschließen.
Die Wohnsituation verändern - Auch eine Veränderung der Wohnsituation kann eine wirksame Methode sein, um der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken. Welche Wohnform die jeweils am besten passende ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist vor allem, wie fit der Senior körperlich und geistig noch ist, wie hoch sein Maß an Selbstständigkeit ist und wie viel Raum er für sich selbst benötigt. Mögliche Wohnformen für Senioren sind beispielsweise das betreute Wohnen, eine Senioren WG oder ein Pflegeheim.
Seniorenbesuchsdienst beanspruchen - Karitative Verbände, DRK usw. bieten Besuchsdienste von ehrenamtlichen Helfern für Senioren an. Diese führen Gespräche oder Aktivitäten im häuslichen Umfeld durch.
Niemand muss allein sein, das gilt auch für ältere Menschen. Wer soziale Teilhabe sucht, dem bieten sich viele Möglichkeiten. Auch wenn der erste Schritt zur Veränderung schwerfällt, es lohnt sich in jedem Fall.

Pflegeexperte Florian Seybecke
Fachliche Expertise
Schulungsbeauftragter und Dozent
Fachkoordinator für neurologische Langzeitrehabilitation
Pflegedienstleitung und Schulungsbeauftragter
Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege
Ausbildung zum examinierten Altenpfleger